Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 297 Walchsing, Gde. Aldersbach, Pfk. St. Michael 1586

Beschreibung

Grabinschrift für Joseph Goder und seine Ehefrau Benigna, geb. Dietrichinger, auf einem Epitaph. Innen, Chor, Nordwand. Heute in abgestuftem, ursprünglich wohl nicht zugehörigem Rotmarmorrahmen. Hochrechteckige Kalksteinplatte in drei Abschnitte geteilt. Oben Inschrift (I) schwarz gefasst; darunter Relief, in querrechteckigem Feld, von einer einfachen Leiste gerahmt, die Verstorbenen betend vor dem Auferstandenen: unter einem von zwei einfachen Säulen getragenen flachen Bogen mit Blattornamenten in den Zwickeln, in der Bildmitte auferstandener Christus, auf Sarkophag stehend, in der Linken Fahne, die Rechte zum Segensgestus erhoben, zwischen Wolken und den Gestirnen, am Himmel fliegende Vögel (Kranich, Storch?), unten Stadtlandschaft, im Vordergrund links der Verstorbene, barhäuptig im Prunkharnisch mit Halskrause, rechts die Verstorbene, in Kleid mit Halskrause und weitem Rock und Bündlein, beide auf Podesten kniend, die Hände zum Gebet gefaltet, vor dem Sarkophag zwei Wappenkartuschen, flankiert von den jeweiligen Oberwappen, zwischen den beiden Wappen erhabene Jahreszahl (II) in schwarzem Feld, rechts neben dem Gesicht des Verstorbenen auf dem Bildhintergrund Inschrift (III), analog dazu links neben dem Gesicht der Verstorbenen Inschrift (IV), darunter Inschrift (V) auf schwarz gefasstem Hintergrund, erhaben. Relief und Schrift gut erhalten, der obere Teil der Fahnenstange des Auferstandenen ausgebrochen. Kalkstein und Rotmarmor (Rahmen).

Maße: H. (mit Rahmen) 256 cm, B. (mit Rahmen) 188 cm, H. (Tafel) 135 cm, B. (Tafel) 97,5 cm, Bu. 5,5 cm (I), 1 cm (II, III, IV), 2,5 cm (V).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/4]

  1. I.

    Hie ligt begraben ∙ Der Edl vnd / Vest ∙ Joseph Goder zu Walxing ∙ / auch Die Edl Tugensama) Wenigna / Geborne Diettrichingerin ∙ Sein / hausfrau ∙ Die gestorbenb) ∙ er den ∙ <--> ∙ tag / <---> Jm ∙ 1 ∙ <6∙--> Jar ∙ sy den ∙ <21∙> tag ∙ <Marci> / Jm ∙ 1 ∙ <5 ∙ 97> ∙ Jar ∙ den gott gnadt amen ∙c)

  2. II.

    ∙ 15 ∙ //d) ∙ 86 ∙

  3. III.

    der Zeit ∙ meinẹ / ∙ alter ∙ 51 ∙ Jar ∙

  4. IV.

    Der ∙ Zeit mein / alter ∙ 51 ∙ Jar ∙

  5. V.

    Disen Stain hab Jch . Joseph Goder alaịṇ mit meiner hand / gehauen mir Damit ain Gedechtnus Gepauen · M(anu) pro(pria)e)

Wappen:
Goder1), Dietrichinger2).

Kommentar

Bei der Betrachtung der Schrift müssen zunächst die verschiedenen Texte unterschieden werden: die Inschrift im oberen Teil (I) ist vertieft gearbeitet, die unterhalb des Reliefs (V) erhaben. Beide befinden sich auf unterschiedlichen Tafeln. Dennoch zeichnen sich beide Beschriftungen durch Zierelemente wie Häkchen oder geschwungene und verschlungene Ober- und Unterlängen aus. Beide weisen auch vergleichbare Merkmale auf: die Bogenenden bei s und Bogen-r sind verbreitert. In beiden erscheint eine Nebenform von a: ein doppelstöckiges a, dessen unterer Bogen als senkrechter Schwellzug auf einem Quadrangel gestaltet ist (vgl. in I: begraben, in V: alain).

Laut Inschrift (V) hat die Platte Joseph Goder selbst hergestellt.

Joseph Goder war ein Sohn des Johann Goder und der Maria Salome, geb. Kern. Seine Ehefrau Benigna war die Tochter des Georg Dietrichinger und der Margarethe von Oberhaim (vgl. Nr. 221). Laut Cgm 2290/11 hatte er noch eine zweite Ehefrau Sophia, geb. von Hauzenberg; er hatte keine Kinder, so dass die Kinder seines Bruders und seiner Schwester den Besitz erbten3).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. en verkleinert und hochgestellt.
  3. Letzter Worttrenner in Form einer Rosette.
  4. Durch unteren Teil des lilienförmigen Ornamentes geteilt.
  5. Die letzten beiden Wörter in verkleinerter Schrift, ohne Abstand, o hochgestellt, am p-Schaft verschlungenes Linienornament.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 14.
  2. Siebmacher BayA1 32.
  3. Cgm 2290/11 fol. 389 r-v.

Nachweise

  1. Cgm 2267/2 fol. 93v; Cgm 2290/11 fol. 389r; Cgm 2002 fol. 54v, linke Spalte; Kdm NB XIV (Vilshofen) 382f.; Pesl, Häuserbuch Walchsing 124 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 297 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0029709.