Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 287 Ortenburg, ev. Pfk. (Marktkirche) 1580

Es wurde ein Nachweis zu Chyträus ergänzt.

Beschreibung

Stifterinschrift des Joachim von Ortenburg für das Wandgrabmal für Adelheid Gräfin von Limburg, geb. Rhein- und Wildgräfin, und ihren Enkel Joachim. Innen, Chor, Südwand, erstes Joch von Westen, zweites Denkmal von Westen. Dreiteiliger Aufbau. Oben Aufsatz aus Rollwerk und Voluten mit seitlich je zwei Totenschädeln und bekrönt von zwei Stundengläsern, in der Mitte Medaillon mit zwei über ein Bändchen verbundenen Wappenschilden für Joachim, Schenk von Limburg-Speckfeld mit seinem Wappen und dem seiner Mutter. Darunter unter Gebälk zwischen zwei auf hohen Sockeln stehenden mit Lisenen verzierten Halbpilastern mit ionischen Kapitellen Schrifttafel mit zentrierter Inschrift; unten in einem von Beschlagwerk umgebenen Kreismedaillon zwei mit einem Bändchen verbundene Wappenschilde mit den Wappen Adelheids und ihres Ehemannes. Rotmarmor (Rahmenelemente), Kalkstein (Tafel und Wappenmedaillons).

Maße: H. 355 cm, B. 183 cm, Bu. 3 und 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) / ADELHEIT / RHEINGRAF ET WILDGRAF / ILLVSTRI E GENTE / ORTA / QVAE CAROLO DOMINO LIMBVRGICO / MARITO SVO / DIV SVPERVIXERAT / VIDVA / ANNO REPARATAE SALVTIS / MDa) XXC / AETATIS VERO LIIX / IV. IDVS OCTOB(RIS)b) / ORTENBVRGIIc) PIE / OBDORMIVIT / QVOM SEXTO ANTE DIE PRAEMISISSET / IOACHIMVM / EX GODEFRIDO F(ILIO) / NEPOTEM VNICVM NONDVM IV ANNOS / NATVM / IOACHIMVS COMES ORTENBVRGIVS / GENER PATRINVSQ(VE) / QVOD ILLAM VT MATREM / COLVERAT / IVSTVMd) INSTAR FILIIc) / AMARAT / GENTILITIO HVIVS DELVBRI / TVMVLO SVO / VTRIVSQ(VE) OSSA / IVXTA ANTONIIc) CARISS(IMI)e) F(ILII) / FRIDERICIQ(VE) N(EPOTIS) / CINERES / CONDIDIT / ET HOCCE EIS M(ONVMENTVM) / FACIVNDVM CVRAVIT.

Übersetzung:

Gott dem Besten und Größten geweiht. Adelheid, aus dem Geschlecht der erlauchten Rheingrafen und Wildgrafen geboren, welche Herrn Karl von Limburg, ihren Ehemann, lange als Witwe überlebt hatte, entschlief fromm im Jahre der Wiederherstellung des Heiles 1580, ihres Alters jedoch im 58., am vierten Tag vor den Iden des Oktobers in Ortenburg, nachdem sie sechs Tage zuvor, Joachim, den einzigen Enkel von (ihrem) Sohn Gottfried, noch nicht vier Jahre alt, vorweggeschickt hatte. Joachim, Graf von Ortenburg, der Schwiegersohn und Patenonkel, weil er jene wie eine Mutter verehrt hatte, diesen als Abbild eines Sohnes geliebt hatte, bestattete beider Gebeine in seiner Familiengrablege dieses Heiligtums neben den Aschen des geliebtesten Sohnes Anton und des Enkels Friedrich und sorgte dafür, dass ihnen hier an diesem Ort ein Denkmal errichtet wird.

Datum: 1580 Oktober 12.

Wappen:
oben: Schenk von Limburg, Wied1).
unten: Schenk von Limburg, Wild- und Rheingraf Salm2).

Kommentar

Dinzinger schreibt zumindest Teile des Wandgrabmals dem Regensburger Bildhauer Hans Pötzlinger zu, der auch die Denkmäler für Joachim (vgl. Nr. 280) und Anton (vgl. Nr. 272) von Ortenburg schuf3).

Joachim von Ortenburg (vgl. Nr. 280) setzte dieses Denkmal für Adelheid Schenk von Limburg, geb. Rhein- und Wildgräfin, die Mutter seiner zweiten Ehefrau Lucia (vgl. 355) und sein Patenkind Joachim, Sohn des Bruders seiner Frau, Gottfried (IV.) Schenk von Limburg, und der Agnes, geb. Gräfin von Wied (†1581)4). Adelheid war die zweite Ehefrau des Karl Sigmund von Limburg-Speckfeld, der bereits 1558 verstarb5). Sie selbst verstarb wie ihr Enkel an einer in Ortenburg grassierenden Epidemie und wurde in der Ortenburgergruft beigesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. Neulateinische Zahlzeichen.
  2. Kein Kürzungszeichen erkennbar.
  3. Nur ein nach oben verlängertes I, wohl als Nexus litterarum für zwei I.
  4. Verschreibung: ursprünglich IISTVM, I zu V korrigiert.
  5. Verschreibung: über ursprünglich K ein C.

Anmerkungen

  1. Siebmacher FstM 12ff., das Wappen hier verändert, vermutlich die Vorlage falsch ausgeführt: quadriert, 1 fünfmal gespalten, 2/3 Stammwappen Wied, 4 fünfmal gespalten, im vorderen Obereck eine Vierung, die über die erste Spaltung reicht – vermutlich Runkel (in Silber zwei rote Pfähle, im vorderen Obereck eine blaue Vierung).
  2. Siebmacher FstM 82f.
  3. Vgl. Dinzinger, Hans Pötzlinger 178f.
  4. Vgl. Müller, Geschlecht 234 Nr. 131 zu Lucia, Nr. 133 zu Gottfried (IV.), Nr. 138 zu Joachim Schenk von Limburg.
  5. Vgl. Müller, Geschlecht 233 Nr. 114 zu Karl und Adelheid.

Nachweise

  1. Chyträus, Variorum 335; Kdm NB XIV (Vilshofen) 239; Dinzinger, Hans Pötzlinger 176-180.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 287 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0028707.