Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 286 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1580

Beschreibung

Grabinschrift für Wolfgang Adaler und Sterbeinschriften für seine Ehefrauen Katharina, geb. Reininger, Anna, geb. Kapsauer, und Euphemia, geb. Wolff. Auf einem Epitaph. Innen, Langhaus, Südwand, erstes Joch von Osten. Vierteiliger Aufbau in Rotmarmorrahmen und gemalter Rahmung auf der Wand; Aufsatz mit kreisrundem Medaillon, darin Vollwappen; darunter vorkragendes Gebälk, Fries mit Rankenornamenten, aufgesetzt; ursprünglich drei Wappenschilde, heraldisch linker fehlt heute; darunter in zwei Felder aufgeteilte Hauptzone, zwischen zwei breiten Leisten mit Beschlagwerkornamentik, in der Mitte jeweils ein Medaillon mit Büste eines bärtigen Mannes. Oben Kreuzigungsdarstellung: Christus am Kreuz mit Titulus (I), neben ihm die beiden Schächer, unter dem Kreuz rechts Maria Magdalena, links Maria von Johannes und zwei weiteren Personen begleitet, im unteren Feld durch eine Leiste abgetrennt die Familie, links der Vater mit acht Söhnen in zwei Reihen, alle in Wams, Hose und Radmantel gekleidet, rechts die drei Ehefrauen hintereinander, alle in Bündlein und plissiertem Mantel, die hinterste mit damastiziertem Kleid, vor den Ehefrauen zwei Mädchen, neben der hintersten Ehefrau eine durch Kranz als Jungfrau gekennzeichnete, erwachsene Tochter; alle Figuren mit gefalteten Händen auf Podesten kniend. Darunter durch ein Gebälk abgeteilt, querrechteckiges Feld mit zwei nebeneinander gesetzten queroblongen Feldern mit Bibelversen (II, III), darunter, unter einem Gesims Unterhang mit Sterbeinschrift (IV). Rotmarmor (Rahmenarchitektur) und Kalkstein (Relief- und Schrifttafeln). Oberfläche teils beschädigt, Schrift zum Teil mit schwarzer Farbe ausgefüllt.

Maße: H. 150 cm, B. 71 cm, Bu. 0,7 cm (I), 1 cm (II, III, IV).

Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II, III, IV).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/4]

  1. I.

    ∙ I ∙ N ∙ R ∙ I ∙

  2. II.

    Herr Gott Jsrael ∙ Es ist khein Gott dir gleich Weder / Im Himel noch auff Erden Der du heltest den Bundt vnnd / Barmhertzigkeit deinen Khnechten Die für dir Wandeln auss / ganntzem Hertzen am / ∙ 2 ∙ Paralip(omenon) 6a)

  3. III.

    Wer ist ein solcher Gott wie du bist Der die Sunde vergibet / vnnd erlesset die Missethat Den vbrigen deines Erbtheils ∙ / Der seinen zorn nicht ewigclich behelt Denn er ist barmhertzig ∙ / Michee am ∙ 7b)

  4. IV.

    Hie ligt begraben Der Ersam vnnd Weiss / Wolffgang Adaler gewester Burger vnd des Raths / zwc) Passaw Welcher in Christo Endtschlaffen Den 15 Aug=/ustjc) Jm ∙ 1580 ∙ Jar Auch Starben seine Hausfrauen Die Erst / Katharina Reiningerin die ander Anna Khapsauerin ∙ Die / Dritt so neben im begraben auch alhie Ligt Euphemia Wölffin / Welche Starb Den <..> Tag <---> Des ∙ 15<..> Denen / der Almechtige Gott vnd vns allen Durch Christum ain Frö=/=liche Auffersteung Verleihen wölle Amen ∙ (et)c(etera)d)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    2 Chronik 6, 14. (II)
    Micha 7, 18. (III)
Wappen:
Vollwappen Adaler1), Reininger oder Wolff2), Khapsauer3), erloschen.

Kommentar

Wolfgang Adaler (Adler?, Ataler) bezeichnet sich als gewester Bürger und des Rats zw Passau; daraus ist zu schließen, dass er sein Passauer Bürgerrecht verloren haben muss, vielleicht auf Grund seiner konfessionellen Abweichung. Die Ratslisten in Passau weisen leider in den Jahren von 1549 bis 1586 eine Lücke auf. In den Ratslisten vor 1549 ist Wolfgang Adaler nicht genannt, er muss wohl nach diesem Zeitpunkt Ratsmitglied geworden sein4). Die Ehefrauen sind nicht nachzuweisen, Familien namens Kapsauer (Kapfauer) und Wolff (Wölff) sind in den Passauer Beichtzetteln belegt.

Textkritischer Apparat

  1. Die letzten beiden Zeilen zentriert, davor und dahinter bzw. am Ende eine vegetabile Ranke.
  2. Die letzte Zeile zentriert, davor und danach eine vegetabile Ranke.
  3. Am Zeilenbeginn Ranke.
  4. Am Ende zwei geschwungene Balken.

Anmerkungen

  1. Schräggeteilt, unten eine halbe Lilie, oben ein laufender Hund mit Halsband und Leine.
  2. Durch einen mit einem gestümmelten Ast belegten Querbalken geteilt, oben und unten je ein Fisch. Unklar bleibt, ob es sich um das Wappen der ersten oder der dritten Ehefrau handelt.
  3. Schräggeteilt, unten fünfmal gespalten, oben ein schreitender Löwe.
  4. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 368ff.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 310; Grabdenkmäler 51, Nr. 20 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 286 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0028609.