Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 266 Ortenburg, ev. Pfk. (Marktkirche) 1574

Beschreibung

Beischriften des Grafen Christoph von Ortenburg und seiner Ehefrauen Anna, geb. Holup, und Anna, geb. Firmian, auf zwei Wappenscheiben. Innen, Langhaus, Südseite, im ersten Fenster von Osten. Östlich: (Scheibe Ortenburg) Vollwappen unter von zwei Balustersäulen gehaltenem Volutenbogen, die Säulenbasen rot (heute stark nachgedunkelt), die Säulenschäfte weiß mit gelben Verzierungen, die Kapitelle blau, in den Zwickeln der Bogenstirn zwei Medaillons mit je einem Brustbild eines bärtigen Mannes auf gelbem Grund in schwarz-weiß gehalten, zwischen den Sockeln Inschrift (I), schwarz in weißem Feld. Westlich: (Scheibe Ehefrauen) zwei Wappenschilde, gehalten von einem in einen gelben Brustpanzer mit gelben Armschienen auf einem weißen Unterkleid mit blauen Ärmeln gekleideten Engel, die Flügel oben mit blauen, darunter mit einer Reihe gelber Federn versehen; er steht unter einem von zwei auf grünen, mit Maskarons verzierten Sockeln stehenden rötlich braunen Balustersäulen mit weißem Zierrat und (heute) dunkelbraunen Kapitellen getragenen Volutenbogen, an der Bogenstirn links gelbe, rechts (heute) bräunliche Zierranken; unten zwei durch ein grünes Säulchen getrennte Schriftfelder mit Inschriften in Schwarz auf Weiß, die Schriftfelder mit bräunlichen Rollwerkornamenten hinterlegt (II und III). Scheiben 1973/1975 restauriert1).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

    Cchristopha) Der Eltern G(raven) ∙ Graue zu / Ortenburg ∙ Anno ∙ 1574

  2. II.

    Anna Geborne ∙ / Holupin ∙ 1574

  3. III.

    Anna Geborne / Freyin zu Firmian ∙

Wappen:
Ortenburg, Holup2), Firmian3).

Kommentar

Die erhaltenen Wappenscheiben sind den Bemühungen des Grafen Joachim um die Ausstattung der von ihm nach Einführung der Reformation zur Pfarrkirche erhobenen Marktkirche zuzurechnen. Wieso die Setzung ausgerechnet 1574 erfolgte, ist nicht mehr festzustellen, ebenso wenig, ob es über die erhaltenen hinaus weitere Scheiben gab.

Christoph Graf von Ortenburg war ein Sohn Sebastians I. und der Maria, geb. Gräfin zu Neuburg. Er heiratete zunächst Anna, die einzige Tochter des Friedrich Holup zu Mattighofen und der Afra, geb. Freyberg; aus dieser Verbindung ging nur ein im Kindesalter verstorbener Sohn, Sebastian, hervor. Nach Marias Tod 1525 heiratete Christoph 1526 Anna, die Tochter Georg Freiherrn von Firmians und der Katharina, geb. von Thun. Ihr gemeinsamer Sohn war Joachim Graf zu Ortenburg (1530-1600) (vgl. Nr. 280). 1538 traten Christoph und seine zweite Ehefrau offiziell zur lutherischen Lehre über. Anna von Ortenburg, geb. Firmian, verstarb 1543, Christoph 1555. Er und beide Ehefrauen wurden zu Mattighofen (Pol. Bez. Braunau/OÖ) bestattet4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Angabe Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (herzlichen Dank an Frau Kerstin Goller).
  2. Siebmacher BayA1 147. Tinkturen bei Siebmacher nicht angegeben, hier weißer Vogel auf blauem Grund.
  3. Siebmacher Bay 10.
  4. Vgl. Hausmann, Grafen 31.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 233f., Fig. 175.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 266 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0026605.