Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 264 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1574

Beschreibung

Sterbeinschrift für Sebastian Schneidermayer und seine Ehefrauen Ursula und Barbara auf der Schrifttafel zu einem Epitaph. Südliche Vorhalle, Ostwand, dritte Tafel von Süden. Ehemals zweiteiliges Epitaph: oben die heute noch erhaltene fast quadratische Wappentafel, in deren oberer Hälfte Sterbeinschrift (I), direkt darunter zwei Bibelzitate (II, III); im unteren Viertel mittig Relief Wappenschild, Inschrift II unterbrechend; an der Stelle des freigelassenen Sterbejahres der zweiten Ehefrau in (I) offenbar später eingefügtes Handwerkerzeichen (?) mit Initialen (IV). Darunter befand sich eine Darstellung der Verstorbenen, kniend, mit gefalteten Händen, links der Mann in Wams, Hosen und Mantel (Gestaltmantel), rechts die verstorbenen Ehefrauen in plissiertem Mantel und Haube. Dieser Teil des Denkmals Ostern 1984 aus der Wand gebrochen und gestohlen1). Kalkstein. Schrift bis auf die letzten vier Zeilen und die Oberlängen der ersten Zeile mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 32 cm, B. 33 cm, Bu. 1,2 cm (I), 1 cm (II, III).

Schriftart(en): Fraktur (I, II, III), Kapitalis (IV).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Anno 15<..> ist in Gott Entsclaffena) der Ebara) vnd / Fürnem Siebastiana) Schneidermayer Bürger vnd / Weiszgerber zu Passaw Auch ist in Gott versch=/ieden sein ersteb) Hauszfraw Vrsula den 5 augustij / 1574 Jar Sein ander Hawszfraw Barba=/=ra den <---> im 15<..>c) Jar den / Gott alle gnedig sein wölle Amend)

  2. II.

    Also hat Gott die welt geliebet, das er seinen Eingebor=/nen Son gab, auffe) // das alle die an in / glauben, nicht verlore(n)e) // werden, sondern das / Ewige liebennf) // haben Johan(nes) 3g)

  3. III.

    Ich wil dem Herren mein vbertrettu(n)g bekenen psalm ∙32∙

  4. IV.

    V // Kh)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Joh 3, 16 (II); Ps 32, 5. (III)
Wappen:
Schneidermayer2).

Kommentar

Auf Grund der Nacharbeitung der Schrift mit schwarzer Farbe im oberen Teil der Tafel ergeben sich an manchen Stellen leichte Verfälschungen der ursprünglichen Formen. Am besten erkennbar ist dies beim h von versch=/ieden: Der Schaft des h biegt oben leicht nach rechts und ist dann mit einem geschwungenen Häkchen abgeschlossen; bei der mit schwarzer Farbe ausgeführten Form biegt die Haste oben stärker nach rechts und weist kein Häkchen auf. Die Beschriftung wirkt an manchen Stellen sehr gedrängt, wobei es zu eher eigenwilligen Lösungen des Platzproblems kommen kann: Bei Schneidermayer wird n und e ligiert, bei erste Haußfraw wird das zweite e in den verbleibenden Platz zwischen t und sofort anschließendem H-Versal verkleinert eingefügt.

Sebastian Schneidermayer ist 1585 unter den religiös auffälligen Bürgern Passaus genannt. In einem Hofratsprotokoll wird erwähnt, dass er die Lehre Luthers verbreitet habe, lutherische Prädikanten beherbergt und in seinem Haus lutherischen Gottesdienst habe abhalten lassen3).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Zweites e verkleinert auf Zeilenmitte zwischen t und H.
  3. Hier die Marke mit Initialen vgl. IV.
  4. Es folgt ein den Rest der Zeile ausfüllendes Rankenornament.
  5. Es folgt das Wappenrelief.
  6. Sic! Zweites n in die Breite gezogen, um Platz aufzufüllen; es folgt das Wappenrelief.
  7. Es folgt eine geschwungene Linie.
  8. Initialen nicht auflösbar; durch Monogramm(?) getrennt: an einem Schaft (I?) M, darunter G(?).

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Grabdenkmäler 24, Anm. 42; eine Abbildung des ganzen Epitaphs Grabdenkmäler 77, Nr. 45 und Strohm, Evang.-Luth. Dekanat 21.
  2. Streckeisen der Gerber.
  3. Grabdenkmäler 42.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 312; Grabdenkmäler 77, Nr. 45 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 264 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0026409.