Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 256 Ortenburg, ev. Pfk. (Marktkirche) 1571

Beschreibung

Grabinschrift für Erasmus Ernreytter und seine Ehefrau Helena, geb. Haidenpuecher, auf einem Epitaph. Innen, Langhaus, Südwand, erstes Joch von Osten, westlich des Fensters. Dreiteiliger Aufbau, oben Auszug mit Medaillon mit Brustbild eines bärtigen, langhaarigen Mannes zwischen Volutenbögen mit Blattwerkverzierungen, darunter mit Eierstab verziertes Gesims, Hauptzone zwischen zwei Leisten mit Kandelabergrotesken. In zwei Zonen aufgeteiltes Relief. Oben, unter einem von zwei mit Akanthus verzierten Pilastern getragenen Bogen Relief Auferstehung Christi, im Hintergrund links Mühle, rechts Stadtlandschaft. Bogenzwickel mit Rankenwerk verziert, darunter durch eine Leiste abgetrennt, die Familie, links der Vater auf einem Podest kniend im Mantel, vor ihm ein Vollwappen, davor acht Söhne in Wams und Hosen in zwei Reihen hintereinander, rechts zwei Ehefrauen in Kleid und Haube, vor ihnen je ein Vollwappen, vor der hinteren Ehefrau sechs Mädchen, alle Figuren auf Podesten kniend, die Hände gefaltet. Unter weiterem Gesims geschweifter Unterhang mit Rollwerkornamenten und Inschriftentafel.

Maße: H. 135 cm, B. 92 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. Hie ligt begraben der Edl vnd vest Erasm Ernreytter zu Hoffreit Phleger zu Seilnaw, So / in Gott entschlaffen den ∙ 18 ∙ tag September Anno ∙ 1571 ∙ Vnd auch die Edl, / Erntugenthafft fraw Helena Ernreitterin geborne Haidnpuecherin von Khaufer=/ing bey dero er dise khinder alle Ehelichen erworben, die ist auch in Gott ver=/schiden den <..> tag <---> A(nn)oa) 15<..> der almechtig Ewig / güettige gott welle Ine(n) vnd alle(n) Christglaubige(n) / ∙ ain freliche aufersteung verleihen Amenb)

Wappen:
Ehrenreutter1), unbekannt2), Haidnpucher3).

Kommentar

Erasmus Ernreytter war ortenburgischer Pfleger in Söldenau4). 1558 ist er als Inhaber des Sitzes Hofreith belegt5). Er war verheiratet mit Helena, der Tochter des Rainhard Haidenpuecher von Kaufering6). Die Genealogien belegen zwei Söhne, Joachim und Erasmus7). Auf dem Grabmal sind acht Söhne und sechs Töchter abgebildet, außerdem eine weitere erwachsene Frau. Unklar ist, ob es sich um eine weitere Tochter, vielleicht die einzige, die das Erwachsenenalter erreichte, und das Wappen ihres Ehemannes, oder eine weitere, nicht nachgewiesene Ehefrau handelt.

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. Letzte Zeile zentriert, in verkleinerter Schrift (0,4 cm); am Beginn und am Ende ein Quadrangel mit oben und unten ansetzendem eingerollten, Zierstrich.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA2 27.
  2. Drei deichselförmig angeordnete Tuchscheren; Oberwappen: Stechhelm, Helmzier: Büffelhörner, dazwischen Tuchschere.
  3. Siebmacher BayA1 143.
  4. Söldenau, Hofmark. Vgl. HAB Altbayern I, 19 (Griesbach) 119f., heute Gde. Söldenau, Markt Ortenburg. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 298 nennt ihn Pfleger des Grafen Moritz. Es müsste sich also um Moritz von Ortenburg (†1551), den dritten Sohn Graf Ulrichs II. gehandelt haben. Vgl. Hausmann, Grafen 32 (Nr. XIII.3).
  5. Vgl. HAB Altbayern I, 29 (Vilshofen) 213. Hofreith, Edelsitz, heute Gde. Kößlarn.
  6. Die Haidenpuecher sind von 1513-1585 als Hofmarksherrn in Kaufering belegt. Vgl. HAB Altbayern I, 22 (Landsberg/Rauhenlechsberg) 119; Gde. Kaufering, Lkr. Landsberg/OB.
  7. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 298 und Cgm 2290/6 fol. 283r.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 241, Fig. 181; Wieland, Grabdenkmäler 423 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 256 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0025608.