Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 243 Würding, Gde. Bad Füssing, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1563

Beschreibung

Stifterinschrift des Wolfgang Gasmer (Gaßner) für seinen Mitbruder Johannes Kroiß auf einer Priestergrabplatte. Außen, Chor, südöstlicher Chorschluss, erste Platte von Westen, dritte von oben. Hochrechteckige Platte, oben Inschrift in zehn Zeilen, darunter in einem Dreipass oben Kelch, darunter links Wappenschild, Wappenbild erloschen, und rechts Buch. Rotmarmor. Oberfläche abgewittert, Inschrift nachgezogen bzw. ergänzt, dabei Text verfremdet.

Maße: H. 112 cm, B. 58 cm, Bu. 3 cm, 4,5 cm (gemessen M).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. R(EVERENDVS)a) D(OMINVS)a) WOLLFFGANGV[S] / GASṂER PRẠẸPOSITVS/ IN REICHERSBERG ẠD / [PERPET]VAM MEMORIA(M)b) SVI / [CON]FRATBISc) IOANNIS / KRI[O]Sd) CANONICI ET / VI[C]Ạ[R]IIe) IN WIRTTING / HOC DREXITf) DEFVNCTI / IX MART(II) A(NN)O M ∙ D ∙ LIIIg) / CVDh) A(N)I(M)A DEO VIVAT

Übersetzung:

Wolfgang Gasmer, Propst in Reichersberg, hat zum dauerhaften Gedächtnis an seinen Mitbruder Johannes Krios1), Kanoniker und Vikar in Würding, am 9. März des Jahres 1563 gestorben, (dies) errichtet. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
Kroiß2).

Kommentar

Die Oberfläche der Platte ist durch Verwitterung stark in Mitleidenschaft gezogen. Daher wurden die noch erkennbaren Schriftreste mit schwarzer Farbe nachgemalt. Dabei blieben Fehlstellen offen, andere Buchstaben wurden fast vollständig ergänzt. Bei dieser Restaurierung kam es auch zu Missverständnissen, was beispielsweise CVD in der letzten Zeile belegt, wo ursprünglich wohl CVI(VS) gestanden haben dürfte. Besonders problematisch gestaltet sich die Rekonstruktion der originalen Lesung bei der Jahreszahl: Am Schaft nach L ist eindeutig ein – vertiefter! – Schaftansatz erkennbar, der mutmaßlich für ein X stand. Zum Ende der Zeile verblasst die Schrift immer mehr. Es folgt ein möglicher Ansatz für einen weiteren Schaft, der nicht farbig nachgezogen wurde.

Johannes Kroiß stammt aus Zell an der Pram, er war Kanoniker des Stiftes Reichersberg, dem die Pfarrverwaltung damals oblag3). Er ist von 1558 bis 1563 als Pfarrvikar in Würding nachzuweisen4). Der Propst von Reichersberg, Wolfgang Gaßner (1558-1573), ließ seinem Mitbruder an dessen Wirkungsstätte ein Grabdenkmal setzen5). Auf Johann Kroiß folgte mit Georg Tobler6) erneut ein Reichersberger Kanoniker auf der Pfarrstelle von Würding.

Textkritischer Apparat

  1. Buchstabe nicht farbig nachgezogen.
  2. Kein Kürzungszeichen erkennbar; ad pias memorias Meindl, Catalogus.
  3. Fehlerhaft nachgezogen, lies FRATRIS. Ergänzt nach Meindl, Catalogus.
  4. Ergänzt nach Meindl, Catalogus, der die fehlerhafte Wiedergabe des Nachnamens anmerkt.
  5. Nach V Schaft, daran rechts ein Bogen (ähnlich einem P): fehlerhaft nachgezogene Buchstabenreste, „Bogen“ wohl ursprünglich Teil des C, auch Meindl, Catalogus liest vicarii.
  6. Wohl fehlerhaft nachgezogen, lies EREXIT, Meindl bietet posuit.
  7. Am Schaft des ersten I links ein Haken, möglicherweise ursprünglich X. Meindl liest MDLXIII.
  8. D fehlerhaft nachgezogen, ursprünglich wohl I mit us-Haken für CVI(VS), so auch Meindl, Catalogus.

Anmerkungen

  1. Maier vermutet wegen der Schreibung IOANNIS und KRIOS den Versuch einer – damals modernen – Graezisierung des Namens des Verstorbenen, bei IOANNIS handelt es sich allerdings um den auf Grund der Formulierung zu erwartenden Genetiv, so dass die Vermutung einer Verschreibung beim Familiennamen näherliegt.
  2. Ein Krebs.
  3. Zu Johannes Kroiß vgl. Meindl, Catalogus Nr. 321.
  4. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 187. Würding wurde von Propst Matthäus Purkner (1495-1527) für Reichersberg erworben, vgl. 900 Jahre 113.
  5. Zu Propst Wolfgang Gaßner vgl. Appel, Geschichte 235f.; Meindl, Catalogus Nr. 311 und 900 Jahre 116-125.
  6. Vgl. 900 Jahre 121, nicht identisch mit dem gleichnamigen Kirchherrn von Reutern, vgl. Nr. 271.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 340; Maier, Historische Grabtafeln 171 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 243 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0024307.