Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 239 London, British Museum 1554

Beschreibung

Stifterinschrift des Aldersbacher Abtes Bartholomäus Madauer auf einer Bechersonnenuhr (Inv.-Nr. Reg no 96 12-14.1). Ursprünglich im Besitz Madauers bzw. des Klosters Aldersbach, 1896 vom British Museum vom Auktionshaus George R. Harding erworben. Mobile Sonnenuhr in Form eines Kelches aus rundem Fuß, scheibenförmigem Nodus, daran Akanthusblätter, und konischer Cuppa. Beschriftung in der Innenseite der Cuppa: Kurvennetz ausgehend von einer vom oberen Rand nach unten laufenden Scala: 360 Scaleneinschnitte der Sonnenhöhen (I), rechts davon eine weitere von oben nach unten bzw. von unten nach oben laufende Scala mit den Angaben der Uhrzeit (II), entlang des die Cuppa umlaufenden Liniensystems Tierkreiszeichen, stellvertretend für Monatsangaben, links der ersten Scala und unterhalb der Uhrzeitlinien in einem Rahmen Stifterinschrift (III), weitere Inschrift innen am unteren Rand umlaufend (IV), eine weitere unbezifferte Scala am oberen Rand umlaufend. Messing, vergoldet, graviert. Polstab neu.

Beschreibung, Maße sowie Text IV nach Ward, Catalogue 71 No 203, Plate 27.

Maße: H. 14,2 cm, D. 10,5 cm.

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I), Kapitalis (II, III, IV).

  1. I. Von oben nach unten

    5 / 10 / 15 / 20 / 25 / 30 / 35 / 40 / 45 / 50 / 55 / 60 / 65

  2. II. Von oben nach unten

    Links

    IIII / V / VI / VII / VIII / IX / X / XI

  3. Rechts

    VIII / VII / VI / V / IIII / III / II / I

  4. III.

    BARTHOLOMEVS / ABBAS ALDERS/PACENSIS FACIEBAT / ANNO MDLIIIIa)

  5. IV. Nach Ward

    HOROLOGIVM IN CRATERE AD ELENA(TIONEM)b) PO(LI) 48

Übersetzung:

Bartholomäus, Abt von Aldersbach, hat (dies) im Jahre 1554 machen lassen. (III)

Bechersonnenuhr für den 48. Breitengrad. (IV)

Kommentar

Bei der Bechersonnenuhr des Bartholomäus Madauer handelt es sich um das älteste erhaltene Exemplar dieses Typs. Im Kunstkammerinventar der herzoglichen Kunstkammer in München von 1599 belegt Johann Fickler eine weitere Bechersonnenuhr Madauers, die zusätzlich die Darstellung der sieben Planetengötter zeigte; sie ist heute verloren1). Madauer bezeichnet sich selbst als Schöpfer der Sonnenuhr (FACIEBAT): Damit ist wohl gemeint, dass er die Einteilung der Uhr selbst vorgegeben hat, wovon Bassermann-Jordan ausgeht2), nicht, dass er den eigentlichen Herstellungsprozess vornahm. Schneider hingegen favorisiert die These, dass Madauer die Sonnenuhr tatsächlich selbst gefertigt hat und hierfür vielleicht einen Messkelch verwendet haben könnte3).

Textkritischer Apparat

  1. IIII verkleinert über dem Balken des L.
  2. Sic, für ELEVATIONEM.

Anmerkungen

  1. Ficklersches Inventar (Cgm 2133) Nr. 1907 abgedruckt bei Bassermann-Jordan, Uhren 143.
  2. Bassermann-Jordan, Abt Bartholomäus 72, hält einen Passauer Goldschmied, Zirkelschmied, Gelbgießer oder Geschmeidmacher für den handwerklichen Hersteller der Sonnenuhr.
  3. Schneider, Bechersonnenuhr 2. Zinner, Astronomische Instrumente 435, belegt für Madauer weitere astronomische Instrumente, die sich nicht erhalten haben.

Nachweise

  1. Evans, Portable Sun-dials 190; Bassermann-Jordan, Abt Bartholomäus 72-75, Abb. 73; Zinner, Astronomische Instrumente 434f.; Ward, Catalogue 71 No 203, Plate 27; Schneider, Bechersonnenuhr 2; Launert, Transversalteilung 22-23.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 239 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0023900.