Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 211 Uttigkofen, Gde. Aldersbach, Friedhof 1529

Beschreibung

Sterbeinschrift für Hans von Closen auf Haidenburg auf einer Wappengrabplatte. In der Vorhalle des Leichenhauses, Ostwand; bei Kdm (1926) an der Friedhofsmauer. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, darin in den unteren zwei Dritteln Relief Vollwappen in vertieftem rechteckigem Feld unter einem Bogen aus Blattranken, in den unteren beiden Ecken je ein Wappenschild. Rotmarmor. Platte mittig zweimal quer bzw. diagonal gebrochen, v.a. an den Bruchstellen Beschädigung der Oberfläche, Teil der linken Helmzier eingesetzt.

Maße: H. 232 cm, B. 110 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/4]

  1. Anno dom(in)i 1 ∙ 5 ∙ 29 an / dem ∙ 5 ∙ tag ap[ril]isa) ist gestorben der Edellb) vnd / ernuest Hanns van / Closen zw Haydenwurg dem go[t]a) genadig Sey

Wappen:
Closen1), Closen2), Gumppenberg3).

Kommentar

Die hier verwendete Schrift stellt eine Besonderheit dar. Sie ist in den Bereich der Gotico-Antiqua einzuordnen. Es finden sich bislang jedoch keine Vergleichsbeispiele, weshalb sie auch keinem Schrifttyp zugewiesen werden kann. Es vereinen sich hier Elemente der Gotischen Minuskel mit sehr bewegten Formen, die eher an Bastardschriften denken lassen. Es zeigen sich beispielsweise bei dem Wort ernuest sehr schmale Buchstabenkörper, die noch stark an die gotische Gitterform erinnern. Es treten jedoch so gut wie keine Brechungen mehr auf; e besteht aus einem oben und unten eingerollten Bogen; die Fahne des r hingegen ist noch als Quadrangel artikuliert. Das doppelstöckige a ist ebenfalls noch sehr schmal und gestreckt, der untere Bogen ist auf einen halbhohen senkrechten Strich reduziert, der obere ist nicht mehr gebrochen, sondern rund. Dem stehen einige Formen gegenüber, die eher breit und ausladend ausfallen: g zeigt einen runden Bogen, der Schaft schwingt leicht nach rechts aus, der untere Bogen besteht aus einer geschwungenen Linie. Rundes d ist relativ rund und breit, der obere freistehende Abschnitt teils geschwungen.

Hans von Closen war ein Sohn des Hans und der Margarethe, geb. Thumberger. Er war ein Bruder des Alban (vgl. Nr. 185). Er heiratete 1495 Anna Elisabeth, geb. von Gumppenberg. Sie hatten keine Kinder. Hans war nach den Angaben bei Cgm 2290/4 1499 fürstlicher Rat und Pfleger zu Burghausen4).

Textkritischer Apparat

  1. Im Wort Bruchstelle mit Materialverlust.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 29.
  2. Siebmacher Bay 29 (Stammwappen).
  3. Siebmacher Bay 38 (Stammwappen).
  4. Vgl. Cgm 2290/4 fol. 156v und Hundt, Stammenbuch II, 139.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 326; Baltolu, Rolle Fraktur 353f., Abb. 14, 15.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 211 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0021100.