Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 201 Karpfham, Gde. Bad Griesbach, Pfarrstadel 1521

Beschreibung

Sterbeinschrift der Maria Jakobe von Pienzenau, geb. Speth von Zwiefalten, auf einer Wappengrabplatte. Innen, Westwand, zweite Platte von Süden. Ehemals laut Cgm 2267/2 im Chor der Pfarrkirche. Oben auf einem breiten, gewundenen und an den Seiten aufgerollten Schriftband erhabene Inschrift, darunter unter einem von Balustersäulchen getragenen Flachbogen zwei einander zugewandte Vollwappen, dazwischen ein leeres Schriftband, die Helmzier des heraldisch rechten Wappens die Bogenlaibung durchstoßend, in das Schriftband hineinragend. In den Bogenzwickeln zwei kleine, leere Tartschen. Rotmarmor.

Maße: H. 219 cm, B. 112 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ 1 ∙ 5 ∙ 21 ∙ starb Die Edl vnd Vest / fraw Maria ∙ Jacobya) gepronea) Spettin von / zwiffalt des Edl vnd veste(n) ∙ fridrichb) vo(n) piencz/enawc) // zwd) ∙ Paw(m)garttn der zeit / Pfleg(er) ∙ zw // Griespachd) Ellche ∙ havsfraṿ

Wappen:
Pienzenau1), Speth von Zwiefalten2).

Kommentar

Die Schrift ist erhaben herausgearbeitet. Sie folgt der Schwingung des (fiktiven) Schriftbandes. Die Initiale A besteht rechts aus einem Schaft, links aus einem oben nach links eingerollten und unten nach rechts abgebrochenen Bogen. Der e-Balken berührt den senkrechten Teil des gebrochenen Bogens und wird dort nach rechts umgebogen. Diese Schriftausprägung ist – auch in anderen Details wie a, Bogen-r oder 2 – relativ identisch mit der Inschrift auf der fragmentarischen Wappengrabplatte für Christoph Pfaffenbeck (Nr. 206), das sich ebenfalls in Karpfham befindet.

Maria Jakobe, geb. Speth von Zwiefalten, war die erste Ehefrau des Friedrich von Pienzenau. Die Ehe blieb nach Wiedemann kinderlos3). Friedrich von Pienzenau zu Baumgarten (Gde. Dietersburg, Lkr. Rottal-Inn) gehörte zur Linie der Pienzenauer zu Hartmannsberg. Er war Sohn des Hans und der Magdalena, geb. von Seyboldsdorf. Er hatte den Sitz Baumgarten inne, der seit der Generation seines gleichnamigen Großvaters im Besitz dieser Linie der Pienzenauer war4). Die Inschrift belegt Friedrich als Pfleger zu Griesbach. Geiß belegt für die fragliche Zeit Leonhard von Rohrbach als Pfleger von Griesbach, allerdings ohne genau anzugeben, wie lange im Jahr 1521 Rohrbach die Pflege innehatte. Friedrich von Pienzenau könnte also kurze Zeit die Pflege oder Pflegsverwaltung in Griesbach versehen haben5).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. i hochgestellt.
  3. ncz auf dem Rand.
  4. Zeile durch Helmzier geteilt.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 23.
  2. Siebmacher Bay 58.
  3. Vgl. Wiedemann, Pienzenauer 382.
  4. HAB Altbayern I, 31 (Pfarrkirchen) 77.
  5. Geiß, Reihenfolgen 24.

Nachweise

  1. Cgm 2267/2 fol. 88r; Cgm 2290/19 fol. 402r (Abschrift aus Cgm 2267/2); Cgm 2002 fol. 133r, rechte Spalte; Wiedemann, Pienzenauer 382; Gruber, Geschichtliches 52; Kdm NB XXI (Griesbach) 144.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 201 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0020103.