Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 181† Vilshofen, Kirchplatz 13 (ehem. Schwarzensteinerkapelle) 1512

Beschreibung

Grabbezeugung der Familie Schwarzenstein auf einer Wappentafel. Ehemals an der Westwand über der figuralen Tumbadeckplatte für Andreas von Schwarzenstein (Nr. 28†), heute nicht mehr vorhanden1). Hochrechteckige Tafel, oben durch ein Gesims abgeschlossen; Platte mit Rundbogennische, darin Relief Engel, vor sich Wappenschild haltend, darunter liegender Löwe; in den oberen beiden Ecken Jahreszahl (I), unter der Nische Inschrift (II).

Beschreibung, Wappen und Text (II) nach Sammlung Liedke, Ordner Passau Jörg Gartner, Photo 12), Jahreszahl (I) nach Härtl, Quincingau Fig. II.

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I), Gotico-Antiqua (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    15//12a)

  2. II.

    Hie ist der vo(n) Sbarczenstainb) / pegrebnusc)

Wappen:
Schwarzenstein3).

Kommentar

Auf dem Photo ist deutlich zu erkennen, dass die Gotico-Antiqua dem Schriftstil Jörg Gartners zuzuweisen ist.

Am Photo jedoch kaum verifizierbar ist die bei Härtl angegebene Jahreszahl. Die Datierung deckt sich aber einigermaßen mit dem Schriftbefund: Die Buchstabenausformungen mit dem noch relativ runden g und dem oberen Abschnitt bei d, der schon leicht umgebogen ist, weisen am ehesten in die mittlere Phase der Gartner-Schrift, die ungefähr zwischen 1508 und 1513 anzusiedeln ist4).

Die Kapelle diente zu dieser Zeit als Grablege für die Familie. 1512 starb der Passauer Domherr Wolfgang von Schwarzenstein (vgl. Nr. 191), ob die Aufstellung des Wappensteins mit Maßnahmen zusammenhängt, die zu seinem Tod in der Grablege ergriffen wurden, muss offenbleiben. Die Schwarzensteiner verlagerten später ihren Begräbnisort: Für Mitglieder der Familie sind in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Grabmäler in Neukirchen vorm Wald5) und in der zu Ortenburg gehörigen evangelischen Kirche in Steinkirchen (vgl. Nr. 299, 313) überliefert.

Textkritischer Apparat

  1. Jahreszahl durch Bogen der Nische unterbrochen; Jahreszahl auf Liedke-Photo schlecht erkennbar.
  2. Sic! Schwarzenstein Hiedl, Historie.
  3. Zeile zentriert, davor und dahinter eine geschwungene Linie.

Anmerkungen

  1. Nach Hiedl, Historie 15 wurde die figurale Grabplatte für Andreas von Schwarzenstein 1883 verkauft. Ob hierbei auch die Wappentafel mitveräußert wurde, geht aus seinen Angaben nicht hervor.
  2. Bei dem Photo, das die Wappentafel sowie einen Teil der Schwarzensteiner-Tumba zeigt, handelt es sich offenbar um eine Photomontage. Da die Denkmäler bereits 1883 verkauft wurden, kann Liedke selbst kein Photo vom Original gemacht haben, sondern hatte wohl Zugang zu älteren Aufnahmen. Die Herkunft der Aufnahmen ist unbekannt. Bereits zu Zeiten der Aufnahme durch das Landesamt für Denkmalpflege waren die Denkmäler nicht mehr im Original vorhanden, vgl. hierzu Kdm NB XIV (Vilshofen) 367.
  3. Siebmacher BayA1 179 (hier Stammwappen).
  4. Vgl. hierzu Epp, Epigraphische Minuskel 176.
  5. Vgl. DI 80 (Lkr. Passau 1) Nr. 107, 110, 136 und 137.

Nachweise

  1. ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221, Einzelblatt; Härtl, Quincingau 81, Fig II; Hiedl, Historie 15; Kdm NB XIV (Vilshofen) 367 (nach Härtl); BAdW, Inschriftenprojekt, Sammlung Liedke, Ordner Passau Jörg Gartner, Photo 1.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 181† (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0018103.