Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 160 Grongörgen, Gde. Haarbach, Fk. und Wallfahrtsk. zum Hl. Leonhard 15. Jh.

Beschreibung

Gebetsbitten auf Bildfenstern. Heute sicher sekundär in die Blankverglasung von zwei Fenstern des Langhauses und das nördliche Chorfenster eingefügt. Ursprüngliche Anbringung unbekannt. Im Langhaus, an der Nordseite, im westlichen dreibahnigen Fenster unbeschriftete Scheiben mit Darstellungen von Heiligengruppen, in der mittleren und östlichen Bahn der oberen Reihe zwei Vollwappen. Im Langhaus, an der Nordseite, im östlichen zweibahnigen Fenster ebenfalls in zwei Reihen übereinander Darstellungen von Heiligengruppen, in der westlichen Bahn der oberen Reihe auf einem blauen Hintergrund ein barhäuptiger Stifter im Harnisch, das Schwert an der Seite, an den Füßen große Sporenräder, auf einem Block kniend, die Hände gefaltet, hinter ihm ein Vollwappen, das Wappenbild erloschen, vom Oberwappen zu seinem Haupt hin geschwungenes gelbes Schriftband mit Gebetsanrufung in Schwarzlotmalerei (I), daneben Fenster Hl. Stephanus und Sebastian, in der unteren Reihe, westliche Bahn Hl. Georg und Christophorus, östliche Bahn Christus als Schmerzensmann und Muttergottes mit Kind. Im nördlichen Chorfenster drei Reihen von Fenstern, oberste Scheiben in das Maßwerk eingefügt. Unter Maßwerkarkade auf blauem Grund zwei barhäuptige Stifter im Harnisch, das Schwert an der Seite, an den Füßen große Sporenräder, auf einem Block kniend, die Hände gefaltet, einander zugewandt, über ihnen gewundenes Schriftband in Gelb mit Gebetsanrufung in Schwarzlotmalerei (II), darunter bekrönte Muttergottes mit Kind und Hl. Gregor. 1913 sowie 1981/82 restauriert1).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    ∙ S ∙ greg[o]//riusa) ∙ ora ∙ // proa) ∙ me ∙

  2. II.

    S // maria ora // pro nobisa)

Übersetzung:

Heiliger Gregor, bitte für mich. (I)

Heilige Maria, bitte für uns. (II)

Wappen:
Vorster2), unbekannt3), Nußdorfer oder Perkhofer4).

Kommentar

Die heutige Anbringung ist sicher sekundär, die ursprüngliche Anbringung nicht mehr rekonstruierbar5). Unklar muss bleiben, ob die beiden knienden Stifter mit der Marienanrufung mit den beiden erhaltenen Vollwappen in Verbindung zu bringen sind oder ob die Wappen unabhängig von diesen Stiftern zu sehen sind.

Auch erscheint fraglich, ob die Scheiben gleichzeitig bzw. in derselben Werkstatt hergestellt wurden. Vergleicht man die beiden Schriftzüge, so fallen Unterschiede auf: Die Gotische Minuskel bei der Gregorsinschrift ist insgesamt gestreckter als bei der Marieninschrift. Die Gestaltung des S-Versals bei letzterer orientiert sich noch stärker an der Gotischen Majuskel, während bei Inschrift I derselbe Buchstabe durch Brechungen in Einzelteile aufgelöst ist. Darüber hinaus ist mit einer Überarbeitung durch einen Restaurator zu rechnen.

Textkritischer Apparat

  1. Text durch Knick im Schriftband unterbrochen.

Anmerkungen

  1. Vgl. hierzu Kdm NB XXI (Griesbach) 117 und BLfD Ortsakten Grongörgen: Antrag auf Gewährung von Zuwendungen ... vom 14.04.1981.
  2. Langhaus, Nordseite, westliches Fenster, mittlere Bahn, obere Reihe: An einem Ast drei über den Ast hängende Zapfen, laut Cgm 2290/30 fol. 346r das Wappen der Vorster zum Findlstein. Das Oberwappen zeigt aus einem Schiff einen Baum wachsend, vgl. hierzu Nr. 85.
  3. Langhaus, Nordseite, westliches Fenster, östliche Bahn, obere Reihe: in Schwarz ein goldener Fidelbogen, auf dem Helm eine Jungfrau, eine Handglocke schwingend.
  4. Verbunden mit Inschrift I: Das Oberwappen zeigt ein Einhorn, das Wappen der Nußdorfer (vgl. Siebmacher BayA1 21f.) und der Perkhofer (Siebmacher BayA1 84) zeigt ein Einhorn, beide Familien sind im Passauer Raum begütert.
  5. Vgl. BLfD Ortsakten Grongörgen, Befund Gustav van Treeck, München, vom 08.04.1981: hieraus geht hervor, dass einige Felder seitenverkehrt sind. Die Bildfenster wurden im Rahmen des „Luftschutzes der Kunstwerke“ auf Empfehlung des Landesamtes (ebenda Schreiben vom 06.05.1943) ausgebaut und verpackt. Vielleicht wurden sie beim Wiedereinbau nach dem Zweiten Weltkrieg vertauscht. Die Beschreibung in Kdm NB XXI (Griesbach) 116f. deutet auf eine andere Anordnung.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 116f., Tf. XIII.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 160 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0016001.