Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 155 Vilshofen, Privathaus 15. Jh.

Beschreibung

Sterbeinschrift für einen Heinrich Stucze... auf dem Fragment einer Grabplatte. Lose aufbewahrt, vormals in einem Privathaus als Treppenstufe eingebaut und 1980 wiederentdeckt. Ursprünglicher Standort unbekannt. Untere Schmalseite einer ehemals hochrechteckigen Platte mit Resten einer Umschrift. Rotmarmor.

Maße: H. 34 cm, B. 97 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. [--- do]ṃinus ∙ / hainricus ∙ d(i)c(t)us ∙ / Stucze[---]

Übersetzung:

... Herr Heinrich, genannt Stucze ...

Kommentar

Auffallend bei der Schrift ist der S-Versal: Der relativ breit angelegte Buchstabe besteht aus zwei gebrochenen Bögen, die zusätzlich oben durch einen senkrechten, oben abgeknickten Schaft ergänzt sind. Eine annähernd ähnliche Versalform, bei der die beiden Bögen jedoch nicht gebrochen sind, ebenfalls aber mit einem abgeknickten Schaft ergänzt sind, findet sich in der Stadt Passau1).

Es handelt sich bei dem Stück um das Fragment einer Grabplatte, eines ursprünglich wohl einen Bestattungsort im Boden deckenden Inschriftenträgers. Kennzeichnend hierfür ist die nach innen gewendete, also für eine Lesung beim Stehen auf der Platte konzipierte Inschrift. Bei dem Bestatteten handelte es sich um einen Geistlichen oder einen Adeligen wie die Titulatur dominus belegt. Abzulehnen ist die von Karl Wild vorgenommene Identifizierung mit dem Stifterdenkmal des Heinrich Tuschl von Söldenau (vgl. Nr. 12†)2).

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 118.
  2. Vgl. Wild, Treppenstufe. Sowohl der noch erkennbare Wortlaut des Fragments als auch die durch Abzeichnung überlieferte Form des Tuschldenkmals als Tumba- bzw. Hochgrabdeckplatte mit nach außen gewendeter Umschrift und einem Relief im Mittelfeld schließen eine Zuordnung des Fragments zu diesem Denkmal aus.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 155 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0015504.