Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 152 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Pfk. St. Matthäus (ehem. Benediktinerabteik.) 1164/15. Jh.

Beschreibung

Sterbeinschrift für Abt Friedrich von Sigenhaim auf einer Tumbadeckplatte. Innen, Nordseite, dritte Seitenkapelle von Osten, an der Nordwand. Ursprünglicher Standort unbekannt. Platte mit abgeschrägten Langseiten mit vertiefter Inschrift, an der linken Langseite beginnend, sich auf der rechten Langseite fortsetzend, Schrift nach außen gerichtet; auf der Platte in Hochrelief Ganzfigur des Verstorbenen im Messgewand, in der Rechten den Abtsstab, mit der Linken ein Buch haltend, Kopf auf einem Kissen ruhend. Rotmarmor. Ränder der Platte leicht beschädigt.

Maße: H. 178 cm, B. 76 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. + anno ∙ domini ∙ millesimo ∙ centesimo ∙ lxo ∙ iiijo ∙ / ∙ obijt ∙ fridericus ∙ abbas ∙ aspacensis ∙ ecclesiea)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1164 starb Friedrich, Abt der Asbacher Kirche.

Kommentar

Das ursprüngliche Grabdenkmal Abt Friedrichs muss bereits einer der beiden Zerstörungen des Klosters 1212 und 1267 zum Opfer gefallen oder dabei zumindest stark beschädigt worden sein1). Wann und warum es zur Neuanfertigung der hier gebotenen Tumbaplatte kam, ist unklar. Kdm NB XXI (Griesbach) vermutet eine Fertigung im frühen 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war Jakob Auer von Tobel (1390-1428) Abt von Asbach (vgl. Nr. 36). Er blieb vor allem auf Grund seines ausschweifenden Lebenswandels im Gedächtnis; warum er seinem frühen Vorgänger eine Tumba errichtet haben sollte, wird nicht klar. Hartig vermutet als Grund für die Errichtung der Tumba eine 1442 vorgenommene Stiftung eines Altares durch die Familie Sigenhaimer2). Die Klosterurkunden von Asbach belegen für dieses Jahr jedoch nur eine Jahrtagstiftung, die auf einen bereits existierenden Altar der Sigenhaimer Bezug nimmt3). Wahrscheinlicher scheint, dass die Errichtung der Tumba mit dem Erlangen der Inful durch Abt Johannes Rughalm (1464-1501) (vgl. Nr. 80) im Jahre 1468 in Zusammenhang zu bringen ist. Zu diesem Zeitpunkt lag es nahe, auch da an der Klosterkirche umfangreiche Bauarbeiten vorgenommenen wurden, dem – wie man zu dieser Zeit annahm – Gründungsabt von Asbach eine neue Tumba zu errichten4).

Über die Schriftanalyse ist eine genauere Einordnung nicht möglich. Die Gotische Minuskel wäre sowohl in den 40er als auch in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts denkbar. Einzig auffallendes Element der Schrift sind die relativ wuchtigen Worttrenner in Form von meist auf der Seite stehenden Quadrangeln, die sich sonst im bearbeiteten Material nicht finden.

Abt Friedrich wurde vor dem 28. April 1157 zum Abt von Asbach gewählt und ist bis zum 26. Dezember 1181 als Abt urkundlich belegt. Nach den Angaben im Necrologium von St. Emmeram in Regensburg war er vor seiner Wahl dort Konventuale. Ob er tatsächlich aus der Adelsfamilie der Sigenhaimer stammte, ist unklar. Er ließ die Asbacher Klosterkirche neu errichten. Abt Friedrich ist durch mehrere Einträge in Necrologia fassbar, sein Gedenktag ist dabei stets am 31. August vermerkt5). Wie es zur Diskrepanz zwischen Todesdatum und Jahresdatierung auf dem Denkmal kommt, ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein geschwungenes Ornament.

Anmerkungen

  1. Putz, Geschichte 9f., 15.
  2. Hartig, Niederbayerische Stifte 106.
  3. Vgl. BHStAV KU Asbach 208, vgl. dazu monasterium.net, URL <http://monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUAsbach/208/charter>, accessed at 2017-02-08+01:00.
  4. Zur Erlangung der Inful und den Bauarbeiten, vgl. Putz, Benediktiner-Abtei 73.
  5. Geier, Traditionen 38*.

Nachweise

  1. Putz, Geschichte 7; Kdm NB XXI (Griesbach) 53, Tf. IX.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 152 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0015200.