Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 121 Ruhstorf an der Rott, Fk. Mariä Himmelfahrt 1486

Beschreibung

Sterbeinschrift des Wolfgang Ruhstorfer auf einer Wappengrabplatte. Innen, Langhaus, Nordwand, fünfte Platte von Westen. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, im Feld großes Vollwappen, darüber rechts und links je eine Tartsche, die Umschrift unterbrechend. Platte im oberen Drittel einmal längs gebrochen, untere Schmalseite unter Putz1). Rotmarmor.

Maße: H. 214 cm, B. 110 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. + // Annoa) ∙ d(omi)nib) ∙ // Mo ∙ cccco ∙ lxxxvi ∙ iar ∙ an ∙ Sand ∙ Gotharcztag ∙ / ist ∙ gestorbe(n)c) ∙ de(r)c) ∙ Edl ∙ / vnd ∙ vest ∙ Wolfgang ∙ Ruestorffer ∙ dem ∙ Got ∙ genad

Datum: 1486 Mai 5.

Wappen:
Ruhstorf2), Reigker3), Westerkircher4).

Kommentar

Die vorliegende Gotische Minuskel ist sehr gestreckt. o weist tendenziell eine Parallelogrammform auf. Der senkrechte Teil des unteren a-Bogens reicht ziemlich weit nach oben, der diagonale Abschnitt des oberen Bogens ist relativ lang. Auffallend in der Schrift ist g, dessen Schaft oben den gebrochenen Bogen durchkreuzt und unten nach rechts ausschwingt; der untere Sinus ist waagrecht und leicht nach oben durchgebogen. Eine vergleichbare Schrift mit fast identischem g findet sich auf der Wappengrabplatte für Hans Ottenberger in Hartkirchen (vgl. Nr. 141).

Nach den Angaben von Cgm 2290/23 war Wolfgang Ruhstorfer ein Sohn des Leonhard und der Margaretha, geb. von Westerkirchen. Seine Frau war Agnes Reigker. Er nahm 1461 am Landtag in Landshut teil5). 1467 ist er als Pfleger und Burghüter auf dem Innbrucktor in Schärding nachweisbar6). Für Wolfgang und seine Ehefrau gibt es in Ruhstorf noch eine zweite Platte (vgl. Nr. 111).

Textkritischer Apparat

  1. Zeile durch Wappenschild unterbrochen.
  2. Es folgt die Tartsche, anschließend Zeilenumbruch auf die rechte Langseite.
  3. Kürzungszeichen vermutlich unter Putz.

Anmerkungen

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 275 gibt an Höhe 2,20m.
  2. Siebmacher Si1 80.
  3. Geteilt und unten gespalten. Cgm 2290/23 gibt als Wappenführer Reigherin an. Das Wappen der österreichischen Familie Reigger zeigt in Siebmacher Si5 32 einen quadrierten Schild, der in 1/4 ebenfalls ein Wappenbild aus Teilung und Spaltung unten zeigt, es könnte sich bei dem Wappen auf dem Stein daher um das Stammwappen dieser Familie handeln.
  4. Siebmacher Bay 33.
  5. Vgl. Cgm 2290/23 fol 299r-v.
  6. Chronik Ruhstorf 181.

Nachweise

  1. Cgm 2267/2 fol. 88v; Cgm 2290/23 fol. 399v; Cgm 2002 fol. 123r, linke Spalte; ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221, Einzelblatt Ruhstorff, Faszikel „Walchsing“ p. 1; Kdm NB XXI (Griesbach) 275; Chronik Ruhstorf 181f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 121 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0012101.