Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 89 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1474

Beschreibung

Baudatum. Innen, Westwand, im Bogenzwickel. Jahresdatierung (I), darunter ein Wappenschild, links und rechts davon je ein Buchstabe (II). Auf den Putz aufgemalt. 1921 freigelegt und restauriert1).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    An(n)oa) ∙ d(omin)ib) ∙ Mo ∙ cccc ∙ lxxiiii ∙ Jar ∙

  2. II.

    Ṭ(homas) // Ṃc)

Wappen:
Thomas von Braunau2).

Kommentar

Die Inschrift wurde mutmaßlich restauriert. Hierbei wurden Details der Schrift missverstanden. So bricht der linke senkrechte Teil des runden d oben nach links um: es handelt sich jedoch nicht um einen Schaft, sondern um einen Bogen, der den Buchstaben schließen müsste. Eine verblasste Brechung nach rechts ist noch erkennbar. Ähnlich ungewohnt erscheint die Behandlung des Rechtsschrägschaftes bei x: der Linksschrägschaft ist aus einem senkrechten gebrochenen Schaft geformt; rechts oben sitzt ein Quadrangel, von dem eine geschwungene Zierlinie nach unten geht, ähnlich der r-Fahne. Eigentlich würde man von eben dieser Zierlinie erwarten, dass sie in irgendeiner Form zum Schaft geführt wird bzw. diesen durchschneidet, da sie ja den Rechtsschrägschaft ausdrückt. Tatsächlich findet sich links vom Schaft unten der Rest eines Schrägschaftes. Solche Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass wohl bei einer Restaurierung Details nicht richtig umgesetzt wurden. Auch bei der Lesung der Initialen könnte dies eine Rolle spielen: gerade der erste Versal stellt - so wie er heute zu erkennen ist - eine Mischung aus T und E dar.

Initialen und Wappen unter dem Baudatum beziehen sich auf den Baumeister der Kirche, Thomas von Braunau.

Textkritischer Apparat

  1. o als Kürzung über n hochgestellt.
  2. Linker oberer Bogenabschnitt des gebrochenen unzialen d nach links gebrochen.
  3. Dazwischen Wappenschild. Lesung der Initialen auf Grund der Restaurierung nicht ganz sicher, möglich auch TE und a mit einem weiteren Schaft, der in die Unterlänge geht.

Anmerkungen

  1. Vgl. BLfD Ortsakten 94496 Steinkirchen, darin: Untersuchungsbericht der Werkstätten für Restaurierung Preis und Preis von 1998/1999, 7.
  2. In Rot ein braunes Winkelmaß auf dem linken Schenkel stehend, aus Scheitel ein silberner Stiel mit einem Dreiblatt wachsend, am Schaft des Winkelmaßes zwei silberne Bauklammern (?) über einem Mauerstein (?). Zu den Varianten des Wappenbildes vgl. Nr. 86 Anm. 1.
  3. Liedke schlägt eine Identifizierung des Thomas von Braunau mit dem Landshuter Hofbaumeister Thomas Altweck vor. Vgl. Liedke, Thomas Altweck passim.

Nachweise

  1. Dehio NB (2008) 649; Evangelische Kirchen 26.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 89 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0008903.