Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 86 Grongörgen, Gde. Haarbach, Fk. und Wallfahrtsk. zum Hl. Leonhard 1472

Beschreibung

Bauinschrift des Meisters Thomas von Braunau. Außen, Sakristei, Ostwand. Querrechteckige Tafel mit Inschrift in fünf Zeilen, unten rechts unter der Inschrift ein Wappenschild. Inschrift schwarz gefasst; Fassung vermutlich später.

Maße: Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Anno · d(omin)i · M° · cccc° · lx · Jn · / die · bartholomey · an · gehebt · / ∙ chor · chirh(e)n · tvr(e)n · czv · ent · / pracht · Maister · Thamann · zw / · pravnaw · lxxii · Mardini ·

Datum: 1460 August 24; 1472 November 11.

Wappen:
Thomas von Braunau1).

Kommentar

Diese Bauinschrift ist in ihrer Gestaltung eher ungewöhnlich, da sie durch die Angabe von Grundlegung und Abschlussdatum die gesamte Bauzeit der Kirche dokumentiert. Daneben hat sich noch eine weitere Bauinschrift für den Kirchturm erhalten (vgl. Nr. 78).

Der Baumeister der Kirche nennt sich in der Inschrift selbst Thomas von Braunau2). Er dürfte also in der Braunauer Bauhütte in der Nachfolge des Stefan Krumenauer anzusiedeln sein3). Im Bearbeitungsgebiet ist Thomas von Braunau auch als Baumeister der Kirche in Steinkirchen (vgl. Nr. 89) und von St. Stephan in Aigen am Inn belegt.

Anmerkungen

  1. Ein auf dem linken Schenkel stehendes Winkelmaß, aus dem Scheitel ein Stiel mit einem Dreiblatt wachsend, hinter dem linken Schenkel ein Mauerstein. Das Wappen des Thomas von Braunau ist im Bestand dreimal überliefert, einmal auf einer Steintafel (diese Nummer) und zweimal auf einer Wandmalerei (Nr. 87, 89). Gemeinsam ist allen Überlieferungen das auf dem linken Schenkel stehende Winkelmaß mit dem aus dem Scheitel wachsenden Stiel. Die Nr. 87 zeigt statt des Dreiblatts eine Hedera (Ungenauigkeit des Restaurators?). Stärker variieren die mit dem Winkelmaß verbundenen Bauwerkzeuge. Bei Nr. 87 liegt der Mauerstein oben auf dem Schenkel des Winkelmaßes und wird durch eine Maurerkelle ergänzt, bei Nr. 89 befinden sich auf dem Mauerstein zwei Bauklammern, bei den beiden Wandmalereien weichen zudem die Tinkturen ab.
  2. Braunau/OÖ.
  3. Liedke schlägt eine Identifizierung des Thomas von Braunau mit dem Landshuter Hofbaumeister Thomas Altweck vor. Vgl. Liedke, Thomas Altweck passim.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 114; Dambeck, Spätgotische Kirchenbauten 96; Liedke, Thomas Altweck 131, Abb. 1; Liedke, Wallfahrtskirche 41f., Abb. 3.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 86 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0008607.