Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 9† Aunkirchen, Stadt Vilshofen, Pfk. Heiligkreuzauffindung 1368

Beschreibung

Sterbeinschrift für Heinrich Brand zu Rathsmannsdorf und Heinrich zu Rathsmannsdorf. Zu Zeiten von Cgm 2267/2 noch im Chor der Kirche1). Hochrechteckige Platte mit Umschrift, im Feld in der unteren Hälfte: oben mittig Vollwappen, darunter drei halbkreisförmig unter dem Vollwappen angeordnete Wappenschilde. Cgm 2267/2 gibt die Umschrift in einer Minuskelschrift wieder, was auf die Verwendung Gotischer Minuskel im Original deuten könnte.

Beschreibung, Wappen und Text nach Cgm 2267/2.

  1. Anno Domini M CCC LXVIII. in die Sanctae Margretae obyt hainreich prand zu Rauzmanstorffa) undb) Annoc) M CCC LX obyt hainreich zu Rauzmanstorffd) plebanus

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1368, am Tag der Heiligen Margaretha, starb Heinrich Brand zu Rathsmannsdorf und im Jahre 1360 starb Heinrich zu Rathsmannsdorf, Pfarrer.

Datum: 1368 Juli 13.

Wappen:
Brand zu Rathsmannsdorf2), Rottau3), Ysel4), Pautzkhofer5).

Kommentar

Eine Genealogie der Brand zu Rathsmannsdorf bietet unter den gängigen Genealogien des bayerischen Adels nur Cgm 2290/3. Dort wird ein Heinrich Brand, Sohn des Heinrich und der Magdalena, geb. Patzkofer, für die Zeit um 1430 belegt6). Er war mit Anna oder Agatha, geb. Ysel, verheiratet7). Dieser Heinrich ist wohl identisch mit dem vielfach urkundlich belegten Innbrückenrichter zu Passau8). Für ihn gibt Cgm 2290/3 1468 als Sterbejahr an. Erbstreitigkeiten seines Sohnes Hans aus dem Jahr 1448, für die Heider Regesten bietet, legen jedoch nahe, dass Heinrich Brand bereits 1448 gestorben ist9). Dies legt die Vermutung nahe, dass das in beiden kopialen Überlieferungen angegebene Sterbejahr 1368 eine Verschreibung darstellt. Ob es sich um einen Abschreibfehler der voneinander abhängigen, kopialen Überlieferungen oder bereits des Denkmals handelt, ist nicht mehr festzustellen. Auffällig ist, dass die Datierung in das 14. Jahrhundert bei beiden Sterbedaten vorliegt. Die kopiale Überlieferung bietet außerdem die unwahrscheinliche Vermischung von Deutsch und Latein in einer Inschrift. Cgm 2290/3 belegt Heinrich Brand, Pfarrer zu Rathsmannsdorf, als Sohn des Heinrich und der Anna bzw. Agatha, geb. Ysel9). Insgesamt ist anzumerken, dass die Zuordnung der Platte zu einem bestimmten Mitglied der Familie Brand dadurch erschwert wird, dass Heinrich der bevorzugte Vorname der Brand war und über Jahrhunderte je ein männliches Mitglied jeder Generation diesen Vornamen trug. Wenn es sich bei dem geistlichen Heinrich Brand um den plebanus zu Aunkirchen gehandelt haben sollte, so müsste er ein Kanoniker des Stiftes in Vilshofen gewesen sein. Folgt man Pamler, so ist die Bezeichnung plebanus für den Seelsorger von Aunkirchen unwahrscheinlich, da Aunkirchen direkt vom Kollegiatsstift in Vilshofen seelsorgerlich betreut wurde und die Pfarrstelle offiziell der Propst des Kollegiatsstiftes innehatte, der jeweils einen seiner Kanoniker nach Aunkirchen abordnete. Eine Pfarrei wurde in Aunkirchen erst im 19. Jahrhundert errichtet10).

Textkritischer Apparat

  1. Hainrich Brandt zu Razmanstorff Cgm 2290.
  2. Sic! Beide Abschriften vermischen Latein und Deutsch.
  3. Anno Domini Cgm 2290.
  4. Hainrich zu Razmanstorff Cgm 2290.

Anmerkungen

  1. Vgl. Cgm 2267/2 fol. 93v; Kdm NB XIV (Vilshofen) 104 berichtet 1926 noch von einem „Bruchstück eines gotischen Grabsteines“, den er jedoch nicht näher beschreibt. Daher bleibt unklar, ob es sich um ein Fragment dieser Platte handelte.
  2. Das Wappen belegt Cgm 2290/3 fol. 284r im Schild zwei Büffelhörner, Oberwappen ein Flug mit einem „Raigenpusch“.
  3. Siebmacher BayA1 121. Bei Cgm 2267/2 beschriftet uxoris mater.
  4. Siebmacher BayA1 45. Bei Cgm 22667/2 beschriftet uxor.
  5. Siebmacher BayA1 115: hier abweichend geteilt (statt schräggeteilt). Bei Cgm 2267/2 beschriftet ei(us) mater.
  6. Cgm 2290/3 fol. 285r.
  7. Cgm 2290/30 fol. 374r, vgl. auch Erhard, Topographie 1. Teil, 1. Fortsetzung (1900) 171; er gibt an, Anna sei die Tochter des Leutwein Ysl (bei ihm Yssel) und einer Schwester des Heinrich Tuschl von Söldenau gewesen. Damit müsste sie allerdings einer früheren Generation als der des Innstadtrichters Heinrich Brand angehören, da ihr Vater bereits 1374 verstorben war. Heider, Regesten Nr. 410 nennt 1408 Dietrich Usel den Schwiegervater des Heinrich Brand, Dietrich (1354-1407) ist ein Sohn des Leutwein.
  8. HAB Altbayern I, 35 (Hochstift Passau) 319, Anm. 1252.
  9. Vgl Heider, Regesten Nr. 446f.
  10. Vgl. Pamler: ABP PfA Aldersbach Nr. 157 p. 17*.

Nachweise

  1. Cgm 2267/2 fol. 93v; Cgm 2290/3 fol. 285r.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 9† (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0000907.