Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 7 Vilshofen, Pfk. St. Johannes der Täufer nach 1360

Beschreibung

Sterbeinschrift für Johannes (Hans) den Geiselperger auf einer Wappengrabplatte. Außen, Südwand; bei Kdm (1926) außen, an der Nordwand. Hochrechteckige Platte, oben in vertieftem rechteckigem Feld Relief Vollwappen unter gotischem Maßwerkbogen, im unteren Teil Inschrift ohne Rahmung. Rotmarmor. Platte relativ gut erhalten, Linierung der Inschrift noch erkennbar, im unteren Teil der Platte diagonaler Sprung, Platte möglicherweise überarbeitet.

Maße: H. 251 cm, B. 130 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ Mo ∙ ccc ∙ lx<---> / in die ∙ s(an)c(t)<---> / o(biit) ∙ Ioha(n)nes ∙ d(i)c(t)us ∙ Geis=/elperger ∙

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 136.. an Tag ... starb Johannes, genannt Geiselperger.

Wappen:
Geiselperger1).

Kommentar

Die Wiedergabe in Clm 2267/2 zeigt auffallende Abweichungen zum heute erhaltenen Denkmal. So sind dort an Stelle des Maßwerks des Originals Akanthusblätter zu sehen, ebenso weicht die Darstellung des Wappens ab. Das Wappen auf dem Denkmal zeigt auf gespaltenem Schild einen Balken in verwechselten Farben. Cgm 2267/2 bietet auf gespaltenem Schild einen einfachen Balken. Das gleiche Wappenbild bietet auch Siebmacher. Vielleicht ist der heutige Zustand Folge einer Überarbeitung2).

Die Schrift hingegen lässt eine gewisse Verwandtschaft mit einem Schrifttyp erkennen, der in Passau um 1400 greifbar wird3). Ausschlaggebend für den Vergleich ist der A-Versal mit dem waagrechten Deckbalken und das in den Mittellängenbereich gestellte g. Weitere Ähnlichkeiten ergeben sich bei der Behandlung der gebrochenen Bögen (beispielsweise beim oberen Abschnitt des e) und bei der relativ schmalen und eckigen Form des runden s.

Ein Hans Geiselperger gehörte dem Passauer Stadtpatriziat an. Er ist 1390 als Bürgermeister der Stadt belegt. Im gleichen Jahr verkaufte er mit seiner Frau Agnes, verw. Hager, die Feste Waldenfels an den österreichischen Herzog4). Er stand in hochstiftisch passauischen Diensten als Pfleger zu Rannariedl und ab 1397 auf dem Oberhaus. Noch 1409 ist er als bischöflich passauischer Rat belegt5). Ob dieser Hans Geiselperger mit dem auf dem hier gebotenen Denkmal identisch ist, ist nicht sicher nachzuweisen. Der ausgeführte Teil des Todesdatums für das Jahr 1360 legt eine Vorgängergeneration nahe. Ebenso erscheint die Wahl des bayerischen Vilshofen für einen hochstiftisch passauischen Beamten als Memorialort zumindest ungewöhnlich.

Anmerkungen

  1. Siebmacher OÖ 728f., jedoch mit einem einfachen Balken.
  2. Die Art der Darstellung des Wappens wäre beispielsweise vergleichbar mit der etwas später entstandenen Grabplatte der Familie von Stauf im Regensburger Dom, vgl. DI 74 (Regensburg Dom 2) Nr. 126, Abb. 57.
  3. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLI: Gruppe um die Memorialplatte der Heilika (Nr. 1, Abb. 1) und die auf 1399 datierte Grabplatte für Johann von Regen (Nr. 91, Abb. 47).
  4. Vgl. Birngruber, Waldenfels 279f. Schloss Waldenfels, Gem. Reichenthal, Pol. Bez. Urfahr-Umgebung/OÖ.
  5. Birngruber, Waldenfels 279f. wohl nach Siebmacher OÖ 729. Rannariedl, Gem. Neustift im Mühlkreis, Pol. Bez. Rohrbach/OÖ.

Nachweise

  1. Cgm 2267/2, fol. 40r; ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221, Einzelblatt; Härtl, Quincingau Fig. 3; Kdm NB XIV (Vilshofen) 345f., Fig. 285.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 7 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0000709.