Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 2 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Museum (ehem. Benediktinerabtei) 1303

Beschreibung

Sterbeinschrift für Marquard Stein auf einer Grabplatte. Innen, Südflügel, Südwand, siebtes Joch von Westen. Hochrechteckige Platte, am oberen Rand Inschrift, darunter in Ritzzeichnung ein Lilienkreuz unter einem Kleeblattbogen, der Schaft des Kreuzes entwächst einem Löwen. Rotmarmor. Schrift schwarz nachgezogen.

Maße: H. 220 cm, B. 97 cm, Bu. 7 cm (gemessen M).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Mo ∙ CCCo ∙ IIIo ∙ IDVS ∙ FEB/R(VARII) ∙ MARQ(VARDVS) ∙ LAPIS ∙ O(BIIT)

Übersetzung:

1303, an den Iden des Februars, starb Marquard Stein.

Datum: 1303 Februar 13.

Kommentar

Die Schrift zeigt zum einen typische Formen der Gotischen Majuskel, zum anderen jedoch auch Elemente, die nicht in das Bild dieser Schriftart passen. Charakteristisch erscheinen runde Formen sowie Bogenschwellungen und Ausrundung der Serifen. Es stehen zwei M-Formen nebeneinander: Bei der römischen Jahresangabe wird links geschlossenes unziales M verwendet, während beim Personennamen ein symmetrisches unziales M auftritt. Eine solche Nebeneinanderstellung dieser beiden Grundformen findet sich zeitgleich beispielsweise auch bei Inschriften in der Stadt Regensburg1). Ein Element, das dem gängigen Prinzip der Gotischen Majuskel, die einzelnen Buchstaben gegeneinander abzuschließen, widerspricht, wird bei den drei C der Jahreszahl sichtbar: Die drei C sind derartig aneinandergereiht, dass die beiden ersten keinen Abschlussstrich aufweisen. Diese Buchstabenkonstellation erscheint ungewöhnlich, könnte sich aber vielleicht durch die leicht gedrängte Raumaufteilung der Schrift erklären. Ebenso fragwürdig erscheinen die Knoten an den Balken bei F und E. E ist nicht geschlossen; der Bogen ist oben und unten flach gestaltet und lässt die schrifttypische Bogenaufblähung vermissen. Manche verfremdenden Elemente der vorliegenden Gotischen Majuskel verdanken sich sicherlich auch der nachträglichen farbigen Fassung der Buchstaben.

Marquard, genannt der Stein, war mit dem Kloster Asbach durch Stiftungen verbunden. Bereits 1284 ist urkundlich eine größere Schenkung belegt, 1303 wird auch die Einrichtung eines Seelgeräts für ihn bestätigt2). In der Schenkungsurkunde wird als sein Herkunftsort Pfarrkirchen belegt3). In den Nekrologien von Asbach und Aldersbach wird seiner am 13. Februar gedacht4).

Anmerkungen

  1. Vgl. hierzu DI 74 (Stadt Regensburg II): Grabplatte für Wernher (1300), Nr. 17, Abb. 7 oder Grabplatte der Familie Sitauer (1317 u.a.), Nr. 41, Abb. 13.
  2. Geier, Traditionen Urkunde 33 (Schenkung) und 47 (Seelgerät), Abbildungen der Urkunden, vgl. monasterium.net, URL <http://monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUAsbach/6/charter>, accessed at 2016-10-18+02:00 und monasterium.net, URL <http://monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUAsbach/17/charter>, accessed at 2016-10-18+02:00.
  3. Pfarrkirchen, Lkr. Rottal-Inn.
  4. MGH Necrologia Germaniae IV, 9 (Aldersbach), IV, 76 (Asbach).

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 60.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 2 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0000209.