Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 356 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 1?49?/17. Jh.?
Beschreibung
Name auf einem Quader aus hellem bis hellrotem Sandstein, innen auf dem von der nordöstlichen Ecke der Turmstube des Westturms ausgehenden Gewölbegurtbogen, dritter Quader von unten.1) Der Name steht oben auf dem Quader über weiteren, bisher nicht sicher und vollständig identifizierten Buchstaben und Zeichen. Rechts reicht die Beschriftung bis auf die geglättete Umrandung.
Maße: H. 34, B. 32, Bu. 1–8 cm.
Schriftart(en): Minuskel mit Versal, teilweise Kapitalis.
Io(hanne)s ho(n)[g]e(n) ∙ / fuit hic [.io / 2F9 ∞a) 49] / [I(n)carC]
Textkritischer Apparat
- Nach hic eine rätselhafte Zeichenfolge, nämlich ein großes C mit leicht abstehendem Abschlußstrich oder sporenlosem I; es folgt in der dritten Zeile eine hochgestellte kleine 2? oder Kürzungszeichen, ein kapitales F und eine 9 bzw. eine große US-Kürzung, dann eine liegende 8, kaum für 1000 stehend, außerdem nach einem undeutlichen Zeichen vielleicht eine 9, in der letzten Zeile unsicherer Text.
Anmerkungen
- Christian Bauer (Reversio, Bad Hersfeld) sei für die erste photographische Dokumentation der Inschrift herzlich gedankt.
Nachweise
- Hörle, Hersfelder Inschriften (vor 1513) 140.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 356 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0035607.
Kommentar
Die Minuskelschrift ist unspezifisch, lediglich um einiges mehr gerundet als bei demselben oder ähnlichen Namen in der Fensterlaibung (Nr. 90) und bei den teilweise datierten Minuskelinschriften der Umgebung (Nrr. 98, 100); die Rundungen wechseln aber mit eckigen Passagen wegen der Scharrierung und größtenteils unprofessionellen Herstellung im Sinne eines Graffito ab. Aus demselben Grund und wegen der extrem schwankenden Buchstabengröße bleibt die Zeichenfolge zwischen hic und [49] mehr als rätselhaft. Sie folgt nicht dem im 18. Jahrhundert mehrfach zu belegenden Formular IN CARCERE FVIT DIE … / Jahr / Name im Bereich von Tür und Zugang der jedenfalls zu jener Zeit als Karzer der Klosterschule dienenden Stube. Die Schlußzeile ist mehr als fraglich, da sie mehr eckig geschrieben ist und in einer Art abgeschlossenem C endet. So bleibt die Möglichkeit, die Ziffern als Minderzahl zu verstehen, wenngleich das Zeichen davor nicht als a(nn)o gelesen werden kann. Immerhin kann der Formularteil Name und fuit hic wenigstens teilweise mit datierten Graffiti des 18. Jahrhunderts (Nr. 104) verglichen werden. Diese sind jedoch einheitlich in Kapitalis geschrieben; der Name Johannes Hongen scheint deshalb nicht dazu zu gehören.