Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 328 Bad Hersfeld, Museum, aus Stiftskirche/Stiftsruine o. Ev. Stadtkirche 1626

Beschreibung

Grabplatte für Johann Heinrich Heiss. Die Platte aus hellgrauem Sandstein steht heute im Dachgeschoß des Museums (Inv. Nr. D 88/6). Inschrift (A) läuft auf dem Rand um, während das Grabgedicht (B) oben im eingetieften Feld plaziert ist. Darunter sind zwei Wappen angebracht, unter denen sich die Darstellung eines Wickelkindes befindet, das über dem Kopf mit einem Kreuz als Todessymbol versehen ist. Die linke Leiste ist beschädigt, wodurch Textverlust eingetreten ist. Als Wort- und Verstrenner dienen Quadrangel, unspezifische Punkte und Kommata.

Maße: H. 113, B. 46, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur (A, B), Kapitalis (A).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/6]

  1. A

    Des Ehrnvesten vnd vorn=/em(m)en Jörgen Heÿssen Roem(isch) Kaÿ(serlich) Churf(ürstlich) Baÿe(rischer) kriegs ARMADA / Regiments COM(M)ISSARI/EN dan seiner Eligen hausfrawen CH[– – –]ota) sohn

  2. B

    Den ∙ 18 ∙ Junÿ ∙ 1626 ∙ /bin ich Iohan Heinrich / Heÿss sanftmietiglich /in meinen herrn Gott / gans williglich ∙ /ohn sorg vnd Forcht ent/schlaffen ein, /Im himmelsthron ein / ein engel zesein ∙ /Ich hab erstande mei(n) not /die ein ander noch vor im ha(t)/am Jungsten dag werdt / ich auffstehen, /vnd frölich gott meinen / herren sehen ∙

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Heiss1);unbekannt2)

Kommentar

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Hersfeld 1623 von den Truppen Tillys besetzt. Zwar zogen die Truppen 1625 zunächst wieder ab, doch folgten später immer wieder neue Einquartierungen;3) so könnte Heiss zum Liga-Fußregiment Plarer gehört haben, das noch in Hersfeld stationiert war.4)

Mit den kaiserlichen Truppen scheint auch Georg/Jörg Heiss gemeinsam mit seiner Frau nach Hersfeld gekommen zu sein. Da der kleine Johann Heinrich als Wickelkind dargestellt ist, wurde er möglicherweise sogar in Hersfeld geboren und fiel dann vermutlich der dort 1626 herrschenden Pest5) zum Opfer. Unter dem Datum der Inschrift steht im Kirchenbuch ein Kind Johannes (…), Sohn eines bayrischen Militärs(?) mit dem Zusatz „in der Herberge“, aber nicht unter dem Namen Heiss.6)

Textkritischer Apparat

  1. Wohl zu tot zu ergänzen.

Anmerkungen

  1. Ein doppelschwänziger Leopard, nach Zillinger ein springender Löwe – eine Mähne nicht vorhanden.
  2. Ein Mann, in der rechten Hand eine Fackel haltend.
  3. Demme, Nachrichten II 19–28.
  4. So vermutet Zillinger 99.
  5. Vgl. zur Pest Demme, Nachrichten II 29; Neuhaus, Kirchenbuch 102.
  6. Kirchenbuch Hersfeld 1/1626.

Nachweise

  1. Zillinger, Alte Hersfelder Grabsteine 98 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 328 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0032801.