Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 327 Wehrda (Haunetal), Evangelische Kirche 1626

Beschreibung

Epitaph für Wolf Christoph von Erlach. Das ädikulaförmige Denkmal aus gelbgrauem Sandstein steht an der Westwand des Langhauses. In der Nische kniet, nach rechts gewandt, der gerüstete, barhäuptige Verstorbene mit gefalteten Händen vor einem Kreuz. Die flankierenden Pilaster tragen jeweils vier Vollwappen mit Beischriften (W). An die Pilaster sind Seitenhänge angefügt, in deren Nischen links die Personifikation des Glaubens (B) und rechts die Personifikation der Hoffnung (C), auf Postamenten mit ihren Namen stehend, dargestellt sind. Über den Nischen sind links ein Totenschädel und rechts eine Sanduhr als Symbole der Vergänglichkeit zu sehen. Die Grabinschrift (A) befindet sich in der Mitte des Sockels in einer von einer einfachen Linie gebildeten Kartusche und wird auf beiden Seiten von Masken gerahmt. Der rundbogige Aufsatz, auf dessen Seiten jeweils ein Putto liegt, zeigt in der Mitte ein Vollwappen.

Maße: H. 200, B. 188, Bu. 3 (A, C), 2,5 (W) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/5]

  1. A

    ANNO 1626 DEN 15 MARTŸ DES / NACHTS ZU 12 UHR IST DER WOHL EDLE / UND VESTE WOLFF CHRISTOFFEL VON ERLACH / ZU ENDTSBERG1) SEINES ALTERS IM 25 IAHR / IN GOTT VERSCHIEDEN WARD DURCH EI=/NEN SCHOSa) TÖDTLICH VERWUND.

  2. B

    FIDES

  3. C

    SPES

  4. W

    ERLACH NEINECK 
    SIGELMAN / VON DELSPERG WALSTEIN ∙ 
    DIESIBACH VON REHEBERG 
    BUTICKHEIM SPETEN ∙ 

Wappen:
Erlach2)
ErlachNeuneck3)
(Sigelmann von) Delsberg4)Walestein5)
Diesbach6)Rechberg7)
Büttikon8)Speth von Zwiefalten9)

Kommentar

Auffällig ist bei der Kapitalis die Unterscheidung zwischen V und U gemäß dem Sprachgebrauch. Zwar läßt sich die insgesamt seltene Schreibung U statt V in den Inschriften des Bearbeitungsgebiets und anderen Regionen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts häufiger feststellen, doch richtet sich die Verwendung dabei zumeist nicht nach dem Lautwert von vokalischem U und konsonantischem V.10)

Wolff Christoph entstammte dem Berner Geschlecht der Herren von Erlach. Offenbar war sein Vater über eine Einheirat in die Familie von Neuneck nach Enzberg im Württembergischen gekommen. Die väterliche Ahnenprobe und die halbe mütterliche findet sich auch auf dem Epitaph des mainzischen Untermarschalls Erasmus von Erlach.11) Die genauen Umstände des Todes, offenbar infolge eines Schusses, vielleicht einer willentlichen Tötungshandlung, sind ungeklärt. Eine Ehe Erlach–Dörnberg, also die Einheirat in eine Familie der Umgebung, fand erst 1657 statt.

Textkritischer Apparat

  1. O aus U korrigiert.

Anmerkungen

  1. Das ist Enzberg, heute Stadt Mühlacker (Baden-Württemberg). Vorbesitzer waren die in der mütterlichen Ahnenprobe vorkommenden Walestein und Neuneck.
  2. In Rot ein silberner Pfahl, belegt mit einem schwarzen Sparren; Helmzier: wie der Schild bezeichneter Spitzhut, oben besteckt mit einem Hahnenfederbusch (Siebmacher 1, Taf. 200); vgl. zu den Wappen Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 50 f. mit Taf. 9, II, 3 betreffs Epitaph für Erasmus von Erlach († 1615).
  3. In Rot ein goldener Balken, überhöht von einem silbernen Stern, vgl. Siebmacher 1, Taf. 112; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 50 mit Taf. 3, I, 3.
  4. Ein Balken, oben mit kleeblattverziertem Bord, aus dessen Mitte 3 lanzettliche Blätter wachsen, einer Lilie ähnlich; Helmzier: in offenem Flug ein wachsender Schwan mit Ring im Schnabel; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 50 mit Taf. 4, III, 5 (Delsberg). Nach Siebmacher 1, Taf. 202: geteilt von Silber und Schwarz, oben schwarzer Bord mit Blättern, unten goldener Balken.
  5. Innerhalb eines goldenen Bordes in Blau ein goldener Schrägbalken, belegt mit drei roten Sternen. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Pfauenstoß. Die Sterne auf dem Balken sind heute nicht mehr zu erkennen; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 51 mit Taf. 12, I, 4; hier gewendet.
  6. In Schwarz ein goldener geschobener Schrägbalken, begleitet von zwei goldenen Löwen (gewendet), vgl. Siebmacher 1, Taf. 199; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 50 mit Taf. 16, I, 4; hier gewendet.
  7. In Gold zwei von voneinander gekehrte rote Löwen mit verschlungenen Schwänzen, vgl. Siebmacher 1, Taf. 110; Siebmacher, Württemberg 3 mit Taf. 3.
  8. Von Rot und Silber fünfmal linksschräg geteilt, die silbernen Plätze mit sechs (2:3:1) grünen Löffeln belegt, Siebmacher 2, Taf. 150; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 51 mit Taf. 14, III, 1. Die Löffel fehlen hier; hier gewendet.
  9. In Rot schräg übereinandergelegt drei silberne Schlüssel mit gezähntem Bart (Dietriche?), vgl. Siebmacher 1, Taf. 110; Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 51 mit Taf. 76, I, 1.
  10. Vgl. dazu DI 29 (Worms) LXVII; DI 34 (Bad Kreuznach) XLIX; DI 38 (Bergstraße) Nr. 193 mit Anm. 5 und XLIV; DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nrr. 335, 341, 348, 349, 351, 378; eine entsprechende Unterscheidung läßt sich auch in der Inschrift des Taufsteins von 1611 in der Kirche von Höchst/Odenwald feststellen, vgl. DI 63 (Odenwaldkreis) Nr. 249.
  11. Vgl. wie bei Anm. 2. Die Verbindung Neuneck-Walestein auch in DI 22 (Enzkreis) Nrr. 251, 326.

Nachweise

  1. Sturm, Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes II 435.
  2. „Wolff Christoffel von Erlach zu Enzberg 1626, Wehrda“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1052> (Stand: 30. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 327 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0032702.