Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 233 Rotenburg, Evangelische Pfarrkirche St. Jakobi 1592

Beschreibung

Bauzahl und Meistersignatur an einer mehrfach mit speziellen Verzierungen hervorgehobenen Docke (Geländersäulchen) der unteren Empore, und zwar an der zwölften Docke der Nordseite von Osten. Die Bauzahl und der Name sind auf begradigte Flächen der Verdickungen geschrieben.

Maße: H. (Docke) 75,5, H. (obere beschriebene Fläche) 14,5, B. 7,5, H. (untere beschriebene Fläche) 13, B. 8, Bu. 1,3–1,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/4]

  1. ANNOa) / 1592 // BARTEL ∙ / SCHERER / DRESLER

Kommentar

Zwar ist die Datierung der Empore mehrfach genannt,1) doch hat bisher nur Pontow2) den Zusammenhang zur Inschrift hergestellt. Die Inschrift nennt den Verfertiger des Geländers, den Drechsler Barthel (Bartholomäus) Scherer. Im Jahr 1590 kennt man zwar den Familiennamen Scherer in Rotenburg, nicht jedoch mit dem Vornamen Barthel;3) ein Schreiner (!) namens Berndt Scherer wurde 1603 Bürger in Kassel.4)

In der Nordwestecke steht zum Kircheninnern zu auf der Höhe des Bodens ein Name (Nr. 235), der den Hersteller der Empore bezeichnen soll; es gibt gute Gründe, diese Inschrift in die Nähe der vorliegenden zu datieren. Auf der oberen Empore im Westen steht zu 1731 der Name des Bürgermeisters Johann Conrad Stuntz.

Wie die Inschrift von 1609 (Nr. 285) dazu paßt, ist noch nicht geklärt. Sie zeigt eine ganz andere Mundierung der Schrift mit eingestreuten Minuskeln und bescheidener Gestaltung der Kapitalis, während die Verewigung Barthel Scherers durchaus Merkmale einer professionellen Gestaltungsweise bietet, die sich an einem Minimum an Regelmäßigkeit (außer bei R), Serifen und erhöhten Versalien festmachen läßt.

Textkritischer Apparat

  1. Das gesamte Wort übergreifend ein waagerechter Strich mit Ausbuchtung oben, ein Siculus, aber keine Kürzung.

Anmerkungen

  1. Etwa Kemp, Kulturdenkmäler II 820.
  2. Die Inschrift zitiert bei Pontow 52; die Bauzahl sonst oft erwähnt.
  3. Vgl. Bingemann, Einwohner Sp. 273.
  4. So nach Casseler Bürgerbuch 40.

Nachweise

  1. Dehio, Hessen I (2008) 786 (erw.). –500 Jahre St. Jakobus 13 mit Abb. S. 20.
  2. Pontow, Marktkirche 52.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 233 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0023307.