Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 180† Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine (1571)/1572

Beschreibung

Epitaph des Abtes Michael Landgraf. Wie die Grabplatte in der Stiftskirche und wie beim Vorgänger (Nrr. 145 f.) wohl über jener an die Wand gestellt. Die Nachzeichnung zeigt eine Pilasterädikula, deren Sockel mit einer neunzeiligen Inschrift, dem Grabgedicht samt Setzungsvermerk (A), beschrieben war. In der sich darüber erhebenden Rundbogennische stand die Figur des Abtes im größtenteils dunklen Ornat, mit Mitra, Stab in der Rechten, mit der Linken ein Buch halb vor den Körper haltend. Am Kopf der vegetabil ornamentierten Pilaster stand die Signatur des Bildhauers mit dem Jahr der Herstellung (B) in kleinen Täfelchen. Die Buchstaben darunter, auf ebensolchen Täfelchen, scheinen nur diese Signatur wenigstens teilweise auszuschreiben und dürften keine eigene, also zusätzliche Inschrift anderer Bedeutung gewesen sein. Im von Masken flankierten Gebälk das Vollwappen mit der Jahreszahl (C) beiderseits der Helmzier; der Dreiecksgiebel ist mit drei Kugeln besetzt.

Nach Schlegels Nachzeichnung und Textzitat.1)

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz; Forschungsbibliothek Gotha (Thomas G. Tempel (Repro)) [1/1]

  1. A

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM)NOBILIS INGENIO VITA CLARISSIMVS ABBASHIC TEGITVR PRINCEPS NOMINE MENTE PATERAMPLEXVS FIDEI MICHAEL MONVMENTA RECEPTVMPAVPERIBVS STVDIIS APTA LYCEA STRVITPVBLICA IVSTITIAM PRVDENTIS COMMODA SIGNANTTEMPLA PIVM CELEBRANT MVNIFICVMQVE SCOLAR(EVEREN)DISS(IMVS) P(ATE)R AC D(OMINVS) D(OMI)N(VS) LVDOVICVS ABBAS / PRAEDECESSORI SVO BENEMERITO HOC / MONVMENTVM POSVIT

  2. B

    V(ALENTIN) H(EP) // 1572VAL(ENTIN)a) // HEP.

  3. C

    15//72

Übersetzung:

(A) Dem besten und größten Gott geweiht. Edel von Charakter und Lebensführung ist der hochberühmte Abt hier bedeckt, vom Namen her ein Fürst, vom Geist her ein Vater, Michael, der die Male des Glaubens verinnerlichte, den Armen Aufnahmeplatz und für die Wissenschaften geeignete Gymnasien baute. Öffentlicher Nutzen zeigt die Gerechtigkeit des Klugen an; die Kirchen feiern den Frommen und die Schulen den Freigebigen. Seinem wohlverdienten Vorgänger hat der hochwürdigste Vater und Herr, Herr Abt Ludwig, dieses Denkmal gestellt.

Versmaß: Drei elegische Distichen (A).

Wappen:
Stift Hersfeld/Landgraf2)

Kommentar

Wie die Inschrift auf der Grabplatte (vorangehende Nr.) griff das Grabgedicht neben dem allgemeinen Totenlob des geistlichen Vaters die beiden hauptsächlichen Errungenschaften der Amtszeit des Abtes Michael Landgraf auf, nämlich die Gründung des Gymnasiums in Hersfeld und des Hospitals im nahen Niederaula.

Textkritischer Apparat

  1. Anscheinend verlesen zu VAT.

Anmerkungen

  1. Die Nachzeichnungen und das Textzitat geben Gesehenes wieder; der Zeilenfall der Setzung ist eher unsicher; U und V wurden hier nicht normalisiert.
  2. Quadriert: 1/4. Stift Hersfeld; 2/3. Landgraf.

Nachweise

  1. Schlegel, Abbatia, fol. 180r (Nachzeichnung), fol. 182r (Zitat, A).
  2. Schlegel, Abbatia (Hs. Gießen) 406 f. (Zitat, A).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 180† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0018003.