Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 172 Wehrda (Haunetal), Evangelische Kirche 1570, 1695
Beschreibung
Epitaph für Lucas von Trümbach und seine Frau Clara, geborene Schenkin zu Schweinsberg. Das Denkmal aus gelbgrauem Sandstein befindet sich an der Westwand des Langhauses. In dem von einem Rundbogen überspannten Feld kniet links der gerüstete Lucas barhäuptig auf seinem Helm, und ihm gegenüber kniet seine in zeitübliche Kleidung gehüllte Frau. Beide Figuren sind in Seitenansicht wiedergegeben und blicken zu Christus am Kreuz auf, der sich zwischen ihnen befindet. Ihre Hände sind in Gebetsgestus aneinandergelegt. Das Kreuz mit Titulus (C) steht auf einem Hügel mit Totenschädel und Knochen. Darunter ist eine kleine Tafel mit der Jahreszahl und der Meistersignatur (D) in erhabener Schrift angebracht. Darunter ist im Sockel der Meistername nochmals ausgeschrieben (E). Die flankierenden Pilaster tragen jeweils vier Vollwappen. Der schlichte, aus zwei rechteckigen Tafeln bestehende Aufsatz enthält die beiden Grabinschriften (A, B). Darüber ist auf dem abschließenden Rand noch der Renovierungsvermerk von 1695 angebracht (F). Als Worttrenner dienen Quadrangel. Die gesamte Farbfassung des Epitaphs ist modern.
Maße: H. 208, B. 227, Bu. 3,5 (A, B), 1,5 (C), 3,5 (D), 2,0 (E) cm.
Schriftart(en): Kapitalis; Kapitalis, erhaben (D).
- A
ANNO ∙ 1 ∙ 5 ∙ <7 ∙ 0 ∙ AVF ∙ DEN ∙ SONTAG ∙ / NACH ∙ DIONISI> / IST ∙ IN ∙ GOTT ∙ SELLIGLICHEN ∙ VERSCHEIDEN ∙ DER ∙ EDLE ∙ VND ∙ / EHRNVEST ∙ LVCAS ∙ VON ∙ TRVEMBACH ∙ DER ∙ SELLEN ∙ GOTT ∙ DER ∙ / ALMECHTIGK ∙ GNEDIG ∙ VND ∙ BARMHERZIGK ∙ SEIN ∙ WOLTT ∙
- B
AVF ∙ DEN ACHTEN ∙ TAG ∙ DES ∙ HERBST ∙ MONTS ∙ ANNO ∙ 1 ∙ 5 ∙ 66 ∙ / IST ∙ IN GOT VERSCHEIDEN ∙ DIE EDLE ∙ VND ∙ TVGENT/HAFTIGE ∙ FRAW ∙ CLARA ∙ VON ∙ TRVEMBACH ∙ GEBO/RNNE ∙ SCHENKEN ∙ ZV ∙ SCHWEINSBERG ∙ DER ∙ / SELLN ∙ GOTT ∙ GNEDIG ∙ VND ∙ BARMHERZIG ∙ SEIN WOLTT ∙
- C
I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)1)
- D
∙ 1∙ 5∙ V(ALENTINVS) H(EP)a) ∙ 70
- E
VALENTINVS HEP
- F
RENOVATV[M] ANNO 1695b)
Datum: 15. Oktober 1570 (A), 8. September 1566 (B).
Trümbach | Schenk zu Schweinsberg |
Guttenberg2) | Wais von Fauerbach3) |
Fechenbach4) | Buches von Staden5) |
Haune | Rau von Holzhausen6) |
Textkritischer Apparat
- V und H sind in Nexus litterarum ausgeführt.
- Sabo, Zeichen führt hier an: „ex morbo velut renovatus flos iuventae = aus dem welken Alten erneuert sich gleichsam die Blüte der Jugend“.
Anmerkungen
- Nach Joh 19,19.
- In Blau eine goldene Rose; Helmzier: ein mit fünf natürlichen Mooskolben bestückter hermelin-gestulpter niederer roter Turnierhut, vgl. Siebmacher 1, Taf. 101; Siebmacher, Bayern 38 mit Taf. 35.
- In Silber ein blauer ungekrönter, bewehrter Löwe; Helmzier: geschlossener Flug, belegt mit dem Schildbild, vgl. Siebmacher 1, Taf. 133; Siebmacher, Nassau 2, 40 mit Taf. 67.
- In Silber ein schwarzes Steinbockshorn; Helmzier: zwei Steinbockshörner; vgl. Siebmacher 1, Taf. 108; Siebmacher, Bayern 34 mit Taf. 31. Die Position ist gegen Haune vertauscht.
- In Silber ein schwarzes Ankerkreuz; Helmzier: zwei Federstöße in den Schildfarben quadriert, vgl. Siebmacher 5, Taf. 126; Siebmacher, Nassau 2, 17 f. mit Taf. 14.
- In Silber ein roter Balken; Helmzier: zwei Büffelhörner, vgl. Siebmacher, Hessen 22 mit Taf. 24.
- Valentin Hep führte später auch die Grabplatte für Lucas von Trümbach aus, vgl. Nr. 173
- Zwar scheint das D häufig geschlossen, doch ist der obere Teil des Schaftes oft nur in Farbe ergänzt.
- Vgl. Neuber 131; zu Karl vgl. Nr. 147; man vgl. auch die Ausführungen zum Epitaph in <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1041> (Stand: 30. 11. 2006).
- Humbracht, Stammtafeln, Taf. 187; Justina war eine Tochter des Tolde Wais von Fauerbach und der Margarete Buches von Staden, vgl. Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXII; laut Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön und Werra, Taf. CCLXVI A und CCCL war Clara eine Tochter des Ruprecht Schenk von Schweinsberg und der Clara von Lerbach, was jedoch nicht zu der Ahnenprobe paßt. Die Humbrachtsche Ahnenprobe bringt auch schlüssig die Verbindung Wais mit Rau von Holzhausen; man vgl. auch die jüngeren Forschungen zum Epitaph oben bei Anm. 9.
- Vgl. Sabo, Das älteste Bild II 5. Der Schwerpunkt liegt – vielleicht überlieferungsbedingt – in Hersfeld und Fulda, vgl. Bildhauer Valentin Hep 53 f. und Sturm, Bau- und Kunstdenkmale der Stadt Fulda 1086.
Nachweise
- Sturm, Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes II 435 f.
- Neuber, Haunetaler Geschichte 133, Abb.
- „Lucas von Trümbach 1570 und seine Frau Clara, geb. Schenk zu Schweinsberg 1566, Wehrda“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1041> (Stand: 30. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).
- Sabo, Zeichen 36 mit Abb.
- Sabo, Buchonia 423 (A, B) mit Abb., 424 f. (D, E) mit Abb. u. Farbtafel X, Bild 24 (D, E).
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 172 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0017203.
Kommentar
Bei dem Text von 70 bis DIONISI handelt es sich eindeutig um einen Nachtrag. Während die Buchstaben in (A) sonst eng und gedrängt stehen, sind sie hier weit auseinandergezogen und deutlich breiter in ihren Proportionen. Auf diese Weise sollte der großzügig bemessene Raum, der für das Todesdatum freigelassen worden war, ausgefüllt werden. Lucas von Trümbach hat das Denkmal demnach noch zu seinen Lebzeiten bei Valentin Hep in Auftrag gegeben, der es laut Inschrift (D) 1570 offenbar noch vor dem Tode des Auftraggebers vollendete.7) Die Buchstabenformen zeigen, daß der Nachtrag von derselben Hand stammt, von der auch die übrigen Inschriften ausgeführt wurden. Auffällig sind hier vor allem das A mit Deckbalken in ANNO und AVF jeweils in der ersten Zeile von (A) und (B), das offene D8), das mehrfach mit drei gleich langen Balken ausgeführte E, leicht spitzovales O und R mit geschwungener Cauda, die im Schnittpunkt von Bogen und Schaft ansetzt und nicht über den Bogen hinaus ausgreift. Charakteristisch für die Schrift ist zudem die Gleichstrichigkeit aller Buchstabenbestandteile.
Lucas war ein Sohn Karls von Trümbach und der Margaretha von Guttenberg.9) Er heiratete Clara, eine Tochter des Wolf Schenk zu Schweinsberg und der Justina Wais von Fauerbach.10) Dieser Verbindung entstammten die Söhne Wolff Dietrich (Nr. 184), Karl (Nr. 186) und Hans Werner (Nrr. 195 f.). Auf beiden Seiten sind jeweils das dritte und vierte Wappen gegenüber den üblichen Ahnenziffern (1, 3 / 2, 4) vertauscht.
Valentin Hep war ein Sohn des Hermann Hep/Heb aus Fulda. Arbeiten von ihm lassen sich außer im Bearbeitungsgebiet auch in den Kreisen Fulda und Schlüchtern (heute Main-Kinzig-Kreis) nachweisen.11)