Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 151 Mansbach (Hohenroda), Evangelische Kirche 1560

Beschreibung

Epitaph des Ludiger von Mansbach und seiner Frau Margareta, geb. von Eberstein. Das Denkmal aus grauem Sandstein steht an der Ostwand des Chores. Im oberen Teil des dreiteiligen Epitaphs ist in der Mitte ein Kreuz mit dem Titulus (A) zu sehen, zu dessen Füßen links Ludiger von Mansbach in Ritterrüstung ohne Helm und rechts seine Frau Margareta in Gebetshaltung knien. Unten am Kreuzesstamm befinden sich der Helm und ein Wickelkind, das mit der Inschrift (O) bezeichnet ist. Flankiert werden die Figuren von jeweils vier Vollwappen. Im mittleren Teil knien, ihrem Alter nach angeordnet, die Kinder des Ehepaares, links die Männer, rechts die Frauen. Hier ist Hermann (G) durch seine Kleidung als Kleriker kenntlich gemacht, während die übrigen Söhne Ritterrüstungen tragen. Auf der Leiste darunter sind die Namensbeischriften (D)–(N) angebracht. Der Sockel schließlich trägt die beiden Grabgedichte (B) und (C), die nebeneinander angeordnet sind. Als Worttrenner dienen Quadrangel. Am linken Rand weist der Sockel erhebliche Beschädigungen auf, die zu Textverlust geführt haben. Die Inschriften (B) und (C) sind insgesamt beschädigt und schwer lesbar.

Maße: H. 185, B. 152, Bu. 3 (A, D–O), 2 (B, C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/5]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)1)

  2. B

    LVDIGER ∙ V(ON) ∙ MANSBACH ∙ DER ∙ EDEL ∙ VND ∙ ERNVEST /VFF ∙ WELCHEM ∙ DER ∙ STAM ∙ ALLEIN IST GEWEST ∙ /DER ∙ WAR ∙ GOTSFVRCHTIG ∙ VND GERECHT /HAT ∙ WIDER ∙ AVFFBRACHT ∙ DAS ∙ GESCLECHTa) /ACHT ∙ SON ∙ 4 TOCHTER HAT ER ZWAR /SEINS ∙ ALTERS ∙ IM 4 ∙ VND ∙ ACHZIGSTEN ∙ IAR /DA ∙ IN ∙ GOT ∙ NAM VON ∙ DISEM ∙ IAMER ∙ TAHL /AN(N)O ∙ 1560 VERSCHIDE(N) DER ∙ ZAL ∙ /SANCT BARTOLOMEVS ∙ ABENT ∙ NAM ∙ GOT ∙ SELIGS ∙ END /BEFALTE ∙ SEIN ∙ GEIST IN GOTTES HEND /DER ∙ IM ∙ VNS ALEN ∙ WOLLE GENEDIG ∙ SEIN /VND ∙ BEWAREN ∙ FVR ∙ EWIGER ∙ PEIN

  3. C

    MARGRETA ∙ EIN ∙ GEBORNE ∙ VON EBERSTEIN ∙ /LVDIGERS ∙ V(ON) ∙ MANSBACH DIE ∙ HAVSFRAV ∙ SEINDIE ∙ WAR ∙ GOTSFVRCHTIG ∙ HILTE ∙ AM ∙ GEBETH /ARMEN ∙ LEVTEN SIE VIELL GVTS ∙ THET ∙ /DAS ∙ MAN ∙ IR ∙ VILL ∙ GVTS ∙ NACH ∙ SAGEN[T] /WARE IN IR 76 IAR BETAGENT /DA ∙ SIE ∙ QVAMb) ∙ VON ∙ DISEM ∙ IAMERTHAL /GOT SEI ∙ IR ∙ GENEDIG ∙ VND ∙ VNS ALL /WELCHE 1558 ∙ IST ∙ VERSCHIDEN /SONTAGS ∙ MITFASTEN IREN TOD ∙ ERLITTEN /DIE ∙ NVN ∙ MEHR ∙ IST ∙ [WAR] ∙ IN GOTTES ∙ REICH /HER MACH ∙ V[NS NV(N)] ZV AVSZERWELTEN ZVGLEICH

  4. D

    [PHILIPP]

  5. E

    [WI]LHELM

  6. F

    CARLE ∙

  7. G

    HR HERMAN ∙ HR

  8. H

    IEORG ∙

  9. I

    IOHAN

  10. J

    DANIEL ∙

  11. K

    BERNHART

  12. L

    ZVSAN

  13. M

    BARBARA ∙

  14. N

    ANN(A)

  15. O

    KATA/RINA

Versmaß: Deutsche Reimverse (B, C).

Datum: (B) 23. August 1560; (C) 20. März 1558.

Wappen:
MansbachEberstein2)
Eringshausen3)Wallenstein (Waldenstein)4)
unbekannt5)Stein zum Liebenstein auf Barchfeld6)
unbekannt7)Brendel von Homburg8)

Kommentar

Das Grabgedicht (B) bezeichnet Ludiger (III.) von Mansbach als seinerzeit einzigen Fortsetzer des Geschlechts und rühmt ihn, die Familie wieder zur Blüte geführt zu haben. Tatsächlich waren seine beiden Brüder in den geistlichen Stand eingetreten, so daß von ihnen keine legitimen Nachkommen mehr zu erwarten waren. Von den acht Söhnen Ludigers gründeten Wilhelm, Karl (Nr. 155) und Bernhard (Nr. 187) eigene Linien. Hermann trat in den geistlichen Stand und wurde Kapitelherr in Fulda. Daniel fiel 1543 im Türkenkrieg, und sein älterer Bruder Georg teilte dasselbe Schicksal im folgenden Jahr. Philipp und Johann blieben unverheiratet.9)

Die katholische Konfession der Verstorbenen wird in einzelnen Formulierungen der Inschriften greifbar. So wird am Ende von (B) der Hoffnung Ausdruck gegeben, Gott möge Ludiger von Mansbach und alle anderen Menschen vor der ewigen Pein im Fegefeuer bewahren. In (C) wird auf Margaretas Sorge für die Armen hingewiesen, was als eine für die Vergebung der Sünden besonders wichtige Leistung galt. Außerdem ist der Festkalender benutzt.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. So für KAM.

Anmerkungen

  1. Nach Joh 19,19.
  2. In Blau silberne Fußangel, an den 3 Spitzen mit halben Lilien besteckt, vgl. Siebmacher 1, Taf. 104; Siebmacher, Sachsen 1, 9 mit Taf. 8.
  3. Gespalten: vorne ein halber Adler am Spalt, hinten fünfmal geteilt statt zwei Balken; Helmzier: ein Adlerrumpf, vgl. Siebmacher 1, Taf. 139, also gewendet.
  4. Vier Pfähle statt siebenmal gespalten; Helmzier: ein geflügelter und bekrönter Schwanenrumpf, vgl. Siebmacher 1, Taf. 134, siehe auch Nr. 137.
  5. Ein Hirschgeweih, in der Helmzier wiederholt.
  6. Zwei Schräglinksbalken; Helmzier: offener Flug mit dem Schildbild belegt, vgl. Siebmacher 1, Taf. 140; Siebmacher, Sachsen 16 mit Taf. 15, Richtung nur in der Taf angezeigt.
  7. Zwei schwebende Engel; Helmzier: geschlossener Flug.
  8. Ein Zickzackbalken (geschobener Balken); Helmzier: offener Flug mit dem Schildbild belegt, vgl. Siebmacher 1, Taf. 124; Siebmacher, Nassau 2, 17 mit Taf. 22.
  9. Kneschke, Adels-Lexicon Bd. 6, 116.

Nachweise

  1. Sturm, Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes II 243 (E–N), 244 Abb.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 151 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0015108.