Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 147 Rhina (Haunetal), Evangelische Kirche 1556

Beschreibung

Grabplatte des Karl von Trümbach. Die Platte aus hellgrauem Sandstein steht heute an der Südseite des Langhauses. Die Grabinschrift (A) läuft auf dem Rand zwischen Linien um. Im Feld steht der vollgerüstete Ritter, dessen rechte Hand einen Streitkolben hält, während die linke am Schwert liegt. Neben seinem linken Bein befindet sich eine kleine Tafel mit der Meistersignatur (B) in erhabener Schrift. In den vier Ecken der Leisten ist jeweils ein Wappenschild angebracht. Als Worttrenner dienen Dreiecke.

Maße: H. 197, B. 88, Bu. 6,5–8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A); Frühhumanistische Kapitalis (B), erhaben.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/5]

  1. A

    Anno D(omi)ni ∙ 1556 ∙ / iar ∙ auff Freitagk ∙ nach ∙ viti ∙ ist ∙ gestorben ∙ Der Edell ∙ vnd / Ernueste ∙ Karlen / von ∙ Truembach der ∙ Sellen Got ∙ der ∙ Allemechtge ∙ genedig ∙ sein ∙ wol

  2. B

    HKa)

Datum: 19. Juni 1556.

Wappen:
TrümbachHaune1)
Schenk zu Schweinsberg2)unbekannt3)

Kommentar

Die Versalien sind typologisch der Majuskel und ihren Unzialformen entlehnt, weisen jedoch größtenteils Bildungsmerkmale der Minuskelversalien und sogar der Fraktur auf, wie die Vereckung von Bögen und die Schließung des G zeigen. A, offenes D und F mit gebogenem Schaft und gerundetem Bogen stammen, wenn auch stark verfremdet, noch aus der Unziale der Majuskel. Ähnliches gilt für das T, dessen Schaft ebenfalls gebogen ist und dessen Balken zu einer zurückführenden Schlaufe umgeformt wurde, die den Schaft durchschneidet. Die ungleichmäßig proportionierte und spationierte Minuskel zeigt ein g, dessen unterer Bogen gerundet ist, und ein v, dessen linker Schaft nicht mehr gebrochen, sondern gebogen ist. Die ältere Kapitalisform offenbart sich in der Ausbuchtung am Balken des H und der vorgewölbten und stumpf endenden Cauda des K oder R bei starker Rückkrümmung des oberen Schrägschafts bzw. des Bogens.

Karl war angeblich ein Sohn des Albert/Albrecht von Trümbach und der Katharina von Haune.4) Die Ahnenprobe Albrechts (Nr. 153), dessen Mutter gemäß der Grabplatte aber eine von Hundelshausen war, gehört einer anderen Generation an, denn Karl war sein Onkel. Die Genealogie der von Trümbachs vor Lukas (Nrr. 172 f.) muß noch aufgearbeitet werden.

Textkritischer Apparat

  1. Ein R ist nicht auszuschließen, weil an der betreffenden Stelle der Bogen durch Beschädigung unterbrochen sein kann. Es handelt sich nicht um die Signatur des Johannes/Hans Kruck, vgl. Sturm, Bau- und Kunstdenkmale der Stadt Fulda 1108.

Anmerkungen

  1. Ein Widder.
  2. Geteilt: oben ein schreitender Löwe, unten gerautet; Siebmacher 1, Taf. 134; Siebmacher, Nassau 1, 9 mit Taf. 10.
  3. Gespalten und halbgeteilt. Vorn ein rechtshalber Adler am Spalt, hinten oben und unten jeweils drei Kolben. Versteht man das letztere Schildbild als drei Pfähle, ergäbe sich mit einer Drehung zu drei Balken das Wappen Eringshausen, wie es leicht abweichend zu Siebmacher 1, Taf. 139 1560 in Mansbach, also durchaus in der weiteren Nachbarschaft, vorkommt.
  4. Neuber 128 und 131; bei Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön und Werra, Taf. CCCL ist Albrecht nicht verzeichnet.

Nachweise

  1. Sturm, Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes II 344 f.
  2. Neuber, Haunetaler Geschichte 114, Abb. mit falscher Zuweisung an Albrecht von Trümbach.
  3. „Karl von Trümbach 1556, Rhina“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1059> (Stand: 22. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 147 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0014704.