Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 138 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 1. H. 16. Jh.
Beschreibung
Namen auf einem Quader aus hellem bis hellrotem Sandstein, innen auf dem von der südwestlichen Ecke der Turmstube des Westturms ausgehenden Gewölbegurtbogen, dritter Quader über dem Zahnschnittsockel unten.1) Die beiden Namen (A, B) stehen in der oberen Hälfte des Quaders. Darunter erkennt man ohne Schild das Wappenbild der Riedesel von Bellersheim (Eselskopf im Profil).
Maße: H. 31, B. 32, Bu 1,5–3 (A), 1,5–4 (B) cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
PHilipp(us) Rydesel
- B
knor
Anmerkungen
- Christian Bauer (Reversio, Bad Hersfeld) sei für die erste photographische Dokumentation der Inschrift herzlich gedankt.
- Landgrafen-Regesten online Nr. 7615 <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/7615> (Stand: 12. 9. 2011).
- Bei Buttlar-Elberberg, Stammbuch, Riedesel zu Eisenbach Taf. I gibt es noch jüngere namens Philipp, darunter einer mit anscheinend rätselhafter Abstammung und dem Zusatz „zu Bellersheim“.
Nachweise
- Hörle, Hersfelder Inschriften (vor 1513) 140 (A, B).
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 138 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0013805.
Kommentar
Die Minuskelschrift ist eher unspezifisch. Hörle wies die Inschrift (A) und andere Inschriften – anscheinend wegen der Minuskel und des Namens dem 16. Jahrhundert, die Inschrift (B) allerdings trotz ähnlicher Minuskeln dem 17. Jahrhundert zu. Keiner der Namen ist in einer der Textura ähnlichen Minuskel geschrieben, der erste weist in den schräggestellten p auch stark schreibschriftliche Erscheinungen auf, die ebenso wie die üblichen Unregelmäßigkeiten und Qualitätsmängel der in (A) kleiner werdenden Schrift eine rein epigraphische Datierung zusätzlich erschweren. Angesichts der Belege für Knorr in Hersfeld (vgl. Nr. 100) wird man nicht zu weit von den Graffiti-Aktionen um 1500 weg datieren dürfen, zumal die Schreibung knor mit dem Bogen-r am Ende jener des erwähnten Erstbelegs gleicht. Für Philipp Riedesel ließ sich in den einschlägigen Stammbäumen keine naheliegende Identifizierung ermitteln, doch erneuerte Landgraf Wilhelm III. im Jahr 1489 die Belehnung des Philipp Riedesel von Bellersheim und seines Bruders Gilbrecht in Königsberg (Lohra, Lkr. Marburg-Biedenkopf) und anderweitig.2) Der in der Inschrift genannte Philipp mochte also ein naher Verwandter des in der Inschrift zu 1500 vorkommenden Abtes Volpert Riedesel zu Bellersheim gewesen sein, aber nicht notwendigerweise der vorgenannte Lehensmann.3)