Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 133 Nentershausen, Burg Tannenberg 1538?, 1540, 1545

Beschreibung

Bauzahlen, Initialen und Namen auf Baugliedern und Ausstattungsstücken.

I. Jahreszahl (A) und Initialen (B) auf einem Pfosten, der sich im Palas gegenüber dem Eingang befindet. Die in das schwarze Holz eingeschnittenen Buchstaben und Ziffern sind mit roter Farbe nachgezogen worden. Als Worttrenner dienen Quadrangel mit paragraphförmig ausgezogenen Zierstrichen, die wie die Buchstaben teilweise in Kontur und mit starken Krümmungen an den Zierstrichen gebildet sind.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Sebastian Scholz) [1/5]

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1 ∙ 5 ∙ 3 ∙ [8]

  2. B

    ∙ M ∙ H ∙ Sa)

Kommentar

Die Jahreszahl steht offenbar im Zusammenhang mit Umbaumaßnahmen, die in der Burg zwischen 1538 und 1546 durchgeführt wurden. Die Schrift ist bei den Quadrangeln und den Schaft- bzw. Bogenenden konturiert, so als habe man damit die fehlenden Sporen ersetzen wollen. Bei dem sehr kleinen unzialen M handelt es sich um einen unüblichen Buchstaben der Zeit, die Schwingung des S ist flach; von mangelndem Niveau zeugen auch die übergroßen und starkstrichigen Worttrenner.

Beschreibung

II. Initialen und Jahreszahl über einer Wandschranktür in der ehemaligen Sakristei, die sich im Palas befindet. Die in das Holz eingeschnittenen Buchstaben und Ziffern sind mit roter Farbe nachgezogen worden. Als Trenner dient ein Quadrangel mit weit ausgezogenen und eingerollten Zierstrichen oben und unten.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. A M H S I Z Ga) ∙ 1540

Kommentar

Die teilweise dünnstrichigen Buchstaben gehören noch einer älteren Kapitalisstufe an, wie der Deckbalken des A, die geknickten Balken bei A und H, die Nodi bei I und S, dessen weit eingebogene Bogenenden und der große, fast geschlossene Bogen des runden G erweisen.

Beschreibung

III. Jahreszahl und Initialen auf einer Wappentafel aus grauem Sandstein, die sich über dem Portal eines Gebäudes auf der Südseite der Burg befindet, in dem heute Wirtschaftsräume untergebracht sind. Oben steht die Jahreszahl (A), darunter folgen zwei Wappen und darunter die Initialen (B). Der Stein ist stark abgewittert.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    ∙ 1 ∙ 5 ∙ 4 ∙ 5b)

  2. B

    A(DAM) [V(ON)] ∙ B(AVMBACH) ∙ Wa)

 
Wappen
Baumbach1) Hundelshausen2)

Kommentar

Laut Baumbach wurde das Gebäude von Adam, einem Sohn des Erasmus von Baumbach und der Ottilie von Weitershausen, errichtet. Er war mit Maria von Töpfer verheiratet und starb 1584.3) Bei dem Bauherrn dürfte es sich aber vielmehr um jenen Adam von Baumbach (Nr. 218) gehandelt haben, der ein Sohn Heinrichs IV. und der Anna von Hundelshausen war, nur so läßt sich das zweite Wappen erklären.

Beschreibung

IV. Über dem Eingang zum Nordflügel der Burg, in dem der Marstall untergebracht war, ist eine Tafel aus rotem Sandstein angebracht, auf der sich oben zwei Zeilen mit Initialen befinden. Darunter ist die Tafel völlig zerstört. Ursprünglich waren hier zwei Wappen vorhanden. Die Initialen sind in zwei Spalten, nicht zeilenweise zu lesen.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. L(VDWIG) ∙ V(ON) ∙ B(AVMBACH) / [M(ARSCHALL)] ∙ Z(V) ∙ H(ESSEN) // E(LISABETH) ∙ V(ON) B(AVMBACH) / ∙ G(EBORNE) ∙ V(ON) [∙ D(ALWIGK)]c)

Kommentar

Ludwig war ein Sohn des Reinhard von Baumbach und der Marie von Holtzadel. Er heiratete Elisabeth von Dalwigk, war 1540 hessischer Hofmarschall, legte dieses Amt später nieder und ist 1548 als hessischer Rat und Diener belegt.4) Nach Buttlar-Elberberg ließ er 1546 den Marstall errichten.5)

Beschreibung

V. Namensinschrift im roten Sandsteinsturz eines Fensters im Erdgeschoß des Nordflügels (Marstall).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOHANNES / OSTERTAGK ∙ V ∙ Sa)

Kommentar

Die Inschrift zeigt dasselbe zweibogige E, wie es auch in Inschrift IV vorkommt; der Charakter der übrigen Buchstaben erlaubt allerdings nicht, sie auch als Frühhumanistische Kapitalis zu bezeichnen, das zweibogige E ist nur eine Fremdform in der Kapitalis. Auch diese Inschrift dürfte daher aus dem Erbauungsjahr des Marstalls 1546 stammen und könnte den Baumeister nennen.

Beschreibung

VI.†? Angebliche Bauzahl an der ruinösen Vorratsscheune im Süden unterhalb der Burg. Es ist nicht bekannt, wo sich diese Zahl befunden haben soll. Weder eine wegen Baufälligkeit aus der Ferne unternommene Suche noch die Auskünfte von Herrn Marc von Baumbach (Vorsitzender des Fördervereins) und von Herrn Stefan Ley (Nutzer der Burg, Allerley GbR) konnten die nicht lange zurückliegende Überlieferung bestätigen.

Nach Dehio.

  1. 1550

Textkritischer Apparat

  1. Die Initialen oder Abkürzungen ließen sich nicht auflösen.
  2. 1543 Kemp. Die Ziffer 4 noch nicht aufgerichtet.
  3. Nicht L. V. B. E. V. B. und M. Z. H. G. V. zu lesen wie in https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Tannenberg_(Nentershausen) (letztmalig konsultiert am 17.11.2022).

Anmerkungen

  1. In Blau ein liegender, an den Enden je mit einem goldenen Stern besteckter, silberner Halbmond; Helmzier: Schildfigur; Siebmacher 1, Taf. 140; Siebmacher, Hessen 3 mit Taf. 1.
  2. Zweimal geteilt, vgl. Siebmacher 1, Taf. 134; Siebmacher, Hessen 14 mit Taf. 15 u. Nr. 218.
  3. Baumbach, Familie von Baumbach 7 und Tafel IV.
  4. Baumbach, Familie von Baumbach 34; Buttlar-Elberberg, Stammbuch, Baumbach Taf. I; Gundlach, Zentralbehörden III 11.
  5. Die Bauzeit 1546 auch bei Kemp. Baumbach, Familie von Baumbach 7 gibt Ewald I. als Erbauer an, wozu jedoch die Initialen nicht passen.

Nachweise

  1. Kemp, Kulturdenkmäler II 583 (III).
  2. Dehio, Hessen I (2008) 674 f. (IA, IIIA, VI).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 133 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0013300.