Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 128 Schenklengsfeld, Evangelische Kirche 1525

Beschreibung

Epitaph einer unbekannten Frau von Kolmatz. Das Denkmal aus gelbgrauem Sandstein steht heute innen an der Nordwand des Chores. Im von Stabwerk definierten Feld kniet eine Frau mit langem, wallendem Haar in reich geschmücktem Gewand und mit einer Art Blätterkrone geziert vor einem Kruzifix. Ihre Hände sind vor der Brust zusammengelegt und halten einen Rosenkranz; zu ihren Füßen Blätter und Pflanzen. Unter dem verhältnismäßig kleinen Kreuz ist ein Vollwappen dargestellt, neben dem Kreuz befindet sich rechts ein Steinmetzzeichen (Nr. 5). Unter der in flachem Relief ausgeführten Darstellung ist die Grabinschrift angebracht, deren unterer Teil zerstört ist, wodurch der Name der Verstorbenen verlorenging. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Maße: H. 160, B. 78, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/1]

  1. a(nn)o ∙ Do(min)i m ∙ D ∙ vnd ∙ Im ∙ xxva) ∙ / am ∙ mittwoch ∙ nach ∙ vn/ser ∙ frawen ∙ Opfervng1) ∙ ist / [– – –]

Datum: 22. November 1525.

Wappen:
Kolmatz2)

Kommentar

Bei der unbeholfen ausgeführten Minuskel sind die Brechungen zum Teil zu Rundungen aufgelöst worden. So sind d und o stets völlig gerundet, also der Unziale bzw. Kapitalis angenähert, die Schäfte von v und w zeigen unten Rundungen statt Brechungen, und der obere Bogen des e ist rund und geschlossen. Als kompletter Versal wurde nur das I in Im ausgeführt, das der gotischen Majuskel entnommen ist; allerdings sind d und o aus den Minuskeln herausgehoben. Zum eigenwilligen Charakter der Schrift gehören auch unklare Brechungen auf der Grundlinie und die Vorliebe für Bogen-r ohne entsprechenden Anschluß an den vorangehenden Buchstaben.

Das offene und unverhüllte Haar der Figur weist auf eine unverheiratet verstorbene junge Frau hin, die nach dem Wappen der Familie von Kolmatz angehörte. Das Epitaph gehört zu den frühesten Denkmälern mit einer Darstellung der bekränzten verstorbenen Person.3)

Textkritischer Apparat

  1. Dieses Epitaph wurde bisher auf 1515 datiert, vgl. auch Dehio, Hessen 779; Kemp, Kulturdenkmäler II 911; Dehio, Hessen I (2008) 807 und unten Volk.

Anmerkungen

  1. Gemeint ist das Fest Marien Tempelopferung am 21. November.
  2. Von drei Balken schrägrechtsgeteilt, im linken Obereck eine Rose; Helmzier: offener Flug, die beiden Flügel jeweils mit einer Rose belegt, vgl. Siebmacher, Sachsen Erg. 88 u. Taf. 56 (ohne Helmzier).
  3. Vgl. Seib.

Nachweise

  1. „Unbekannte Person 1515, Schenklengsfeld“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1038> (Stand: 1. 2. 2006, Bearb. Otto Volk, HLGL).
  2. Seib, Kranz und Krone 138 (erw.) mit Abb. 63.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 128 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0012807.