Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 104 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine E. 15.–A. 16. Jh., 1733 u. ö.

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Datum und Namen auf einem Quader aus hellem Sandstein, innen in der linken Türlaibung in Brusthöhe, wenn man zur Turmstube des Westturms geht.1) Der ältere Name (A) steht unter der Mitte des Quaders, rechts oben ein Zeichen aus zwei X, eher nicht Buchstaben, sondern Zeichen, da die inneren Schrägschäfte mit Fußstreben versehen sind. Auf der unteren Kante die Verewigung (B) eines im Karzer Einsitzenden, die aber abbricht und auf der unteren Quaderkante am gegenüberliegenden Fenster (C) wiederaufgenommen, aber ebenfalls nicht vollendet wurde, statt dessen eine weitere Verewigung (D) darunter. Die Quader der Tür sind zwar alt, erhielten aber in der frühen Neuzeit eine Überarbeitung mit Glättung der Kanten. Weitere solche Verewigungen befinden sich über dem Durchgang noch vor der Tür der Stube (E), ein reiner Name links davon (F) und links an der Wand (G, H) sowie mit Jahr in Kohle geschrieben auf dem unteren Quader des nordwestlichen Gurtbogens (I).

Maße: H. 19, B. 47, Bu. 4,5 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Minuskel in Kontur (A), Kapitalis (B–I).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    ihesus

  2. B

    F ∙ W ∙ FEHR / [IN]a) CAR(CERE) FVIT

  3. C

    FEHR

  4. D

    IN CAR(CERE) FVIT DIE VI IVLI 1796 [.]IL FLECK Nb)

  5. E

    FVIT IN CARCERE I. GREB 1733 DIE II IVNI

  6. F

    REITZ

  7. G

    FVIT [I]N CARCERE / C. RV̈BENKV̈NIG / 1734 DIE 28 (septem)bris

  8. H

    L. ECKEL / 1733

  9. I

    DEDOLPH / 1746

Kommentar

Die älteste Beschriftung in Minuskeln gleicht wegen der konturierten Buchstaben jener von 1491 (Nr. 90) und wird daher nicht weit davon anzusetzen sein. Es sei daran erinnert, daß dort und anderweitig (Nr. 140) ein Kreuz abgebildet ist und neben den Verewigungen auch Heilserwartungen ausgedrückt zu sein scheinen, zumal das Thema mit dem Bibelzitat Tob 3,6 (Nr. 103) angeschnitten ist.

Die übrigen Inschriften gehören zu den formelhaften Verewigungen der im Karzer Einsitzenden,2) die alle, sofern gut datiert, aus dem 18. Jahrhundert stammen wie viele in der offenen Turmstube darüber.3) Nur der Name Reitz kommt, undatiert, auch am Fenster vor (vgl. Nr. 140).

Textkritischer Apparat

  1. Vom Rahmen der Tür verdeckt.
  2. Text bricht ab, ggf. sollte da ein Herkunftsort stehen.

Anmerkungen

  1. Christian Bauer (Reversio, Bad Hersfeld) sei für die erste photographische Dokumentation der Inschrift herzlich gedankt.
  2. Siehe auch Hörle 140 f. Zum Vergleich sei auf zwei Balken aus dem Helmstedter Studentenkarzer hingewiesen, vgl. DI 61 (Stadt Helmstedt), Nrr. 326, 520.
  3. Hörle 140 f. nennt noch den bisher nicht lokalisierten E. Rautenstrauch zu 1760, vgl. auch unter 1518 (Nr. 117) zu Namen der unteren Turmstube.

Nachweise

  1. Hörle, Hersfelder Inschriften (vor 1513) 140 (A, D mit Nachzeichnung, andere Namen erwähnt).
  2. Wiegand, Kulturdenkmäler 135 (erw.).
Addenda & Corrigenda (Stand: 20. Dezember 2022):

Beachte Trema auf V beim Wort RV̈BENKV̈NIG in Inschrift G.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 104 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0010405.