Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 86 Solz (Bebra), Evangelische Kirche 1487

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Widmung und Herstellungsinschrift auf der zweitgrößten Glocke des Geläuts im Turm, ehemals registriert unter der Nummer 12/27/53C. Die Inschrift läuft zwischen einfachen Kordelstegen auf der Schulter um. Lediglich ein Wort steht über dem oberen Steg in der zweiten Zeile. Auf der Flanke sind zwei Reliefs angebracht. Das eine zeigt das Brustbild eines Bischofs mit Mitra (Servatius, Maastricht). Bei dem anderen stehen in einem quadratischen Feld je 4 Nothelfer in 3 Reihen übereinander. Im Giebel steht, von zwei Heiligen flankiert, Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Auf der unteren Leiste des Feldes ist offenbar noch eine Inschrift vorhanden, die aber völlig unlesbar ist. Es handelt sich um ein Pilgerzeichen aus Vierzehnheiligen (Jena, Thüringen).1) Als Worttrenner dienen mit einem Quadrat unterlegte Kreuze.

Maße: H. 74, Dm. 90, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Sebastian Scholz) [1/2]

  1. ∙ mo cccco ∙ lxxxviia) ∙ yn ∙ di ∙ ere ∙ gotes ∙ vnd ∙ marien ∙ bin ∙ ich ∙ gegossen // ossanab)

Kommentar

Die Buchstaben der Minuskel stehen sehr unregelmäßig in dem Schriftband, wodurch der Eindruck einer Zweilinienschrift entsteht. Da das lange s allerdings die ganze Höhe des Schriftbandes ausfüllt, wird deutlich, daß die Minuskel eigentlich als Vierlinienschrift gedacht war. Der Schaft des langen s ist in charakteristischer Weise oben links abgeschrägt.

Textkritischer Apparat

  1. Die Jahreszahl fehlt bei Gipper; 1480 nach Karteikarte des Glockenarchivs.
  2. ossana fehlt bei Gipper und Dembowski, erkannt in Kartei des Glockenarchivs.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Datenbank Wallfahrt und Pilgerzeichen Ein Projekt des Lehrstuhls für Christliche Archäologie, Denkmalkunde und Kulturgeschichte an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin unter http://www2.hu-berlin.de/sachkultur/pz/pilgerzeichen, siehe neuerdings: https://www.pilgerzeichen.de/item/4f18ffc9-d8f7-4347-8666-5856821e7332 (Stand: 06.12.2022).

Nachweise

  1. Lucae, Kleinod 419 (202).
  2. Wenzel, Hess. Glockenkunde, Bd. 20, fol. 89r.
  3. Dembowski, Unsere Kirche 104.
  4. Gipper, Unsere Heimatglocken (VI).
  5. Glockenaufnahme des Kreissammellagers Rotenburg an der Fulda, Aktenzeichen 12/27/53C.
  6. Karteikarte im Glockenarchiv des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (12/27/53C).
  7. Willershausen, Hist. Kirchenglocken I 74 m. Abb. S. 75 (Gussjahr nachgestellt).
Addenda & Corrigenda (Stand: 20. Dezember 2022):

Hinweis zu Anm. 1: Der angegebene Nachweis, nicht aber ein älterer Permalink (www.pilgerzeichen.de/item/pz/298) führen zum Beleg. Man konsultiere auch https://www.sola-via.com (Stand 12.8.2021) unter dem Schlagwort „Vierzehn Nothelfer“ (Solz). Inschriften werden dort nicht angegeben, doch steht dort auf fast allen noch lesbaren Exemplaren xiiii nothelfer, fallweise mit diversen Zusätzen.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 86 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0008600.