Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 77† Gehau (Breitenbach am Herzberg), Burg Herzberg 1483

Beschreibung

Bauinschrift am sogenannten „alten Haus“, das sich aus der Beschreibung Landaus jedoch nicht genau lokalisieren läßt. Es gehörte aber eindeutig zur Hochburg und lag dort mittendrin südlich der beiden jüngeren nördlichen Eckbastionen.1)

Nach Landau.

  1. Nach Christi Geburt im Jahr als man zahlte M cccc Lxxxiii ist gemacht dieses Werk durch den vesten Hansen von Doringenberg [– – –]a)

Kommentar

Hans von Dörnberg wurde am 23. Juli 1427 als Sohn des gleichnamigen Vaters geboren. Mit etwa 18 Jahren trat er in die Dienste Landgraf Ludwigs I. von Hessen ein und wurde 1456 Amtmann in Ziegenhain. Nach Ludwigs Tod im Jahr 1458 diente er zunächst dem in Niederhessen regierenden Landgrafen Ludwig II., doch stand er auch in den Diensten Eberhards von Eppstein-Königstein und des Mainzer Erzbischofs Diether, zu dessen Gegnern Ludwig in der Mainzer Stiftsfehde im Jahr 1462 gehörte. Die dadurch getrübten Beziehungen zwischen Ludwig II. und Hans von Dörnberg verschlechterten sich noch mehr, als Hans 1462 in die Dienste des in Oberhessen regierenden Landgrafen Heinrich III. trat. Hans löste nun seine Beziehungen zu Ludwig ganz und gewann am Hofe Heinrichs III. eine überragende Stellung. Während der Zeit der Vormundschaftsregierungen in Niederhessen (1471–1483) nach dem Tode Ludwigs und in Oberhessen (1483–1489) nach dem Tode Heinrichs und noch zu Beginn der Regierung Landgraf Wilhelms III. in Oberhessen war Hans von Dörnberg der eigentliche Herr Hessens. Sowohl mit seinen Verwaltungsreformen als auch mit seiner Außenpolitik erzielte er beträchtliche Erfolge. Mit dem Regierungsantritt Landgraf Wilhelms II. in ganz Hessen im Jahr 1500 endete seine herausragende Stellung. Er diente nun nur noch als einfacher Rat, doch verlor er auch diese Stelle, als er 1501 in den Prozeß gegen seinen Günstling, den oberhessischen Kammerschreiber Johannes Fleck, hineingezogen wurde. Fleck war wegen betrügerischer Rechnungsführung abgesetzt und angeklagt worden. Dörnberg, der selbst mit schweren Anschuldigungen konfrontiert wurde, entzog sich der hessischen Gerichtsbarkeit jedoch, indem er sich auf das Gebiet der Reichsburg Friedberg zurückzog, deren reichsunmittelbarer Burgmannschaft er angehörte. Dort starb er im Jahr 1506. Verheiratet war er zuerst mit Anna von Ebersberg genannt von Weyhers (1465–1482) und in zweiter Ehe mit Liutgard von Hatzfeld (1484–1497).2)

Hans von Dörnberg wurde 1477 von Landgraf Heinrich III. mit der Burg Herzberg belehnt.3) Schon kurz darauf scheint er mit dem Umbau der Burg begonnen zu haben, der erst 1494 abgeschlossen wurde.4) Bei dem Umbau wurde um die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kernburg durch den Baumeister Hans Jakob von Ettlingen eine stark befestigte Hochburg errichtet, deren Mauern und Türme heute noch erhalten sind.5) Das heute verschwundene „alte Haus“ bildete anscheinend immer noch den Mittelpunkt der damaligen Burg. Im Jahr 1490 wurde Dörnberg durch Landgraf Wilhelm III. erneut mit der Burg belehnt,6) was Kaiser Friedrich III. 1492 bestätigte.7)

Textkritischer Apparat

  1. Landau gibt nach dem letzten Wort „etc.“, der Inschriftentext war im Original also länger.

Anmerkungen

  1. So nach Plan bei Gutbier, Hans Jakob von Ettlingen.
  2. Demandt, Personenstaat I 150–154, Nr. 501.
  3. Kretzschmar, Johann Caspar von Dörnberg 221; die Belehnung wurde von Kaiser Friedrich III. 1487 bestätigt, vgl. Scriba, Regesten 2 Nr. 2574.
  4. Landau 86 f. Zum Jahr 1485 zitiert Vaupel, Ettlingen 111 einen Bericht, man habe schon 8 Jahre an den dicken Mauern gearbeitet, also wohl gleich nach der Übernahme der Burg damit begonnen.
  5. Dehio, Hessen 415 f.; Dehio, Hessen I (2008) 303 f.; eingehend beschrieben bei Gutbier, Hans Jakob von Ettlingen.
  6. Reg. Landgrafen von Hessen 2,2 Nr. 2564.
  7. [RI XIII] H. 3 n. 198, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1492-04-11_1_0_13_3_0_9566_198 (Abgerufen am 04. Juni 2013).

Nachweise

  1. Landau, Burg Herzberg 87.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 77† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0007701.