Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 75† Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 1483

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Dammo Knoblauch, ehemals „in basilica Hersfeldensi“, also in der Kirche. Die Nachzeichnung zeigt die Platte mit Umschrift zwischen Linien oder abgrenzendem Relief, im Feld die Figur des Verstorbenen mit nach links vom Kopf gekippter Mitra (bekrönt vom Hersfelder Stiftskreuz), den Stab links an den Feldrand gelehnt, der Abt mit beiden Händen ein Buch vor den Körper haltend, erstaunlicherweise keine Wappen. Schlegel, der den Todestag des Abtes aus Dilich und aus dem „Epitaph“ kannte, vermerkt nach dem Bestattungsort Kirche, wo das Objekt noch sichtbar sei „tandem subjicimus eius epitaphium … aeri incisum“. Die Passage kündigt anscheinend nur für eine geplante Veröffentlichung den Kupferstich des Denkmals an und bezieht sich nicht auf ein in Bronze- bzw. Messingguß ausgeführtes oder mit bronzenen oder messingnen Einlagen in vertiefter Schrift versehenes Denkmal.

Nach Schlegels Nachzeichnung und diese begleitender Umschrift.1)

Schriftart(en): Gotische Minuskel, teilweise mit ihren und Majuskelversalien.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz; Forschungsbibliothek Gotha (Thomas G. Tempel (Repro)) [1/1]

  1. Anno d(omi)ni m ∙ cccca) lxxxiii / Nicolai festo obiit venerabilis tham(m)o Qui pater et d(omi)n(u)s / knobelouch convocitatus abbasb) / ecc(lesi)e polorum c(on)gaudatc) luce amen

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1483, am Festtag des Nikolaus (6. Dezember 1483) starb der ehrwürdige Dammo, der Vater und Herr Knoblauch zubenannt, Abt der (Hersfelder) Kirche. Er möge sich am Licht der Himmel erfreuen, Amen.

Kommentar

Die kurze Amtszeit Abt Dammo Knoblauchs (1481–1483), der wohl aus der Familie Knoblauch zu Hatzbach stammte und am 10. Oktober 1483 gewählt wurde,2) gilt als ereignisarm; jedenfalls treten die früheren Spannungen des Stifts zu Stadt und Landgrafschaft Hessen wie schon bei seinen Vorgängern (Nrr. 62, 71) in den Hintergrund. Das mag auch dazu geführt haben, daß der landgräfliche Baumeister Jakob von Ettlingen (Nr. 84) für den Abt arbeitete und Güter als Lohn erhielt. Näheres weiß man nicht.3)

Der Todestag nach der Inschrift weicht um einen Tag von dem des Lehnregisters des Nachfolgers Wilhelm von Völkershausen (Nr. 92) ab, in welchem der 7. Dezember (vigilia conceptionis) als Todestag Dammos genannt ist;4) solche geringfügigen Abweichungen zwischen Grabinschriften und anderen Zeugnissen kommen allerdings relativ häufig vor.

Textkritischer Apparat

  1. Über den vier c ein langer Strich zur Kennzeichnung der Ordinalzahl.
  2. Hier scheint Hersfeldensis zu fehlen, auch in der separaten Transkription fehlend.
  3. In der Nachzeichnung polorum cgaudat luce, in der Umschrift und der Transkription jeweils polorum cuius anima fruatur luce, so auch in Hs. Gießen.

Anmerkungen

  1. Die Großbuchstaben in Schlegels Zitat sind nur als Hervorhebung bzw. Zitiermanier zu verstehen, nicht als Hinweis auf Majuskeln, wie die gelungene Wiedergabe der Minuskeln auf der Nachzeichnung der Platte beweist; Kürzungen könnten Gesehenes wiedergeben; u und v wurden normalisiert.
  2. Vgl. Krafft, Hersfelder Äbte 28 nach dem Lehnbuch (HStA Marburg, L 31, fol. 2r.).
  3. Vgl. Ziegler, Mitra und Krummstab 19 u. „Knoblauch, Damian von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/4402> (Stand: 22. 3. 2013).
  4. Vgl. Krafft, Hersfelder Äbte 29 nach HStA Marburg, L 31, fol. 12r.

Nachweise

  1. Schlegel, Abbatia, fol. 156r (Nachzeichnung und Transkription), 157r (Zitat).
  2. Schlegel, Abbatia (Hs. Gießen) 358.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 75† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0007503.