Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 37 Rotenburg, Ev. Pfarrkirche St. Elisabeth (ehem. Stiftskirche) 1370

Beschreibung

Bauinschrift außen an der Südseite des Turms. Die dreizeilige, linierte Inschrift befindet sich auf einem Quader aus grauem Sandstein. Die Buchstaben sind erhaben in einem eingetieften Feld ausgeführt, das oben an drei Stellen für einen größeren Buchstaben, eine Kürzung und einen hochgestellten Buchstaben eckig ausgebuchtet ist. Als Worttrenner dienen Quadrangel, Rosetten und Ringe.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/1]

  1. +a) Anno ∙ d(omi)ni ∙ mo ∙ / ∙ ccco ∙ lxxob) ∙ i(n)cepta ∙c) / est ∙ structura ∙ h(ae)cd)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1370 wurde dieses Bauwerk begonnen.

Kommentar

Das a von anno ist größer ausgeführt als die übrigen Buchstaben. Im Übrigen zeigt die holzschnittartige Inschrift eine gut entwickelte, im Zweilinienschema geschriebene gotische Minuskel, nur das l durchbricht die Lineatur nach oben. Zu den Charakteristiken fast aller auf der Grundlinie gebrochenen Buchstaben gehört die doppelte Brechung, wie sie beim mittleren c der Jahreszahl, bei p und x auffällig überbetont entgegentritt.

Die Elisabethkirche war ursprünglich als Hospitalkirche errichtet worden. Im Jahr 1352 beschlossen mehrere Priester die Bildung eines Stiftes, wozu sie die Unterstützung Landgraf Heinrichs II. erhielten. Er ließ ihnen den Platz des alten Hospitals als Bauplatz für die neue Stiftskirche zuweisen. Das Hospital wurde in die Altstadt zur St. Georgskirche verlegt.1) Im Jahr 1368 erhielt das Stift verschiedene Privilegien wie die Befreiung von Abgaben und die Exemtion von der städtischen Gerichtsbarkeit durch den Landgrafen.2) Im Jahr 1370 konnte der Neubau der Stiftskirche dann in Angriff genommen werden. Bis 1379 wurde der Chor vollendet, der Bau des Langhauses erfolgte erst ab 1484 (Nr. 79).3)

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn steht ein lateinisches, nasenbesetztes Bogensockelkreuz.
  2. Kemp 785 gibt irrtümlich 1371 als Jahr des Baubeginns an.
  3. Als Trenner ein Quadrangel mit drei winzigen Maßwerkbögen.
  4. Das c klein hochgestellt; ein Kürzungsstrich am Schaft des h.

Anmerkungen

  1. Lucae 66 und 280 (114).
  2. Lucae 281 f. (114 f.).
  3. Kemp 785.

Nachweise

  1. Lucae, Kleinod 303 (125).
  2. Ganßauge, Stiftskirche 5.
  3. Rotenburg. Kleinod 60 (Abb.).
  4. Schäfer, Stift Rotenburg 20 mit Abb.
  5. Kemp, Kulturdenkmäler II 784 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 37 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0003709.