Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 27 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine und Bauhof 3. V. 13. Jh.

Beschreibung

Drei Fragmente der Grabplatte eines unbekannten Ritters. Zwei der Fragmente aus rotem Sandstein sind auf der Südseite der Stiftsruine in eine Umfassungsmauer eingelassen. Das dritte wird in Halle 8022 des Bauhofs gelagert. Die Inschrift läuft auf dem Rand zwischen Linien um; die untere Leiste enthielt wohl keinen Text. Als Worttrenner dienen halbkugelig vertiefte Punkte.

Maße: H. (der Fragmente) 42, 45, 46, B. 96, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/5]

  1. + HIC ∙ RECVBA(N)T ∙ / FOSSA ∙ H(ER)I[– – – ] ∙ MILIT[IS] OSSA1)DE[… / …] FEST[– – –]I ∙ PIE ∙ DEC[.]S∙Q(VE) ∙ GALLI ∙

Übersetzung:

Hier ruhen begraben die Gebeine des Ritters (Heribert?) ….

Versmaß: Hexameter oder elegisches Distichon, leoninisch zweisilbig gereimt.

Kommentar

Das trapezförmige A besitzt einen nach beiden Seiten überstehenden Deckbalken und einen gebrochenen Mittelbalken. Während das unziale E stets durch einen Abschlußstrich geschlossen ist, besitzt das kapitale E in PIE keinen Abschlußstrich. Das M ist als unziales symmetrisches M gebildet und durch einen Abschlußstrich geschlossen. Im Übrigen weisen die Buchstaben noch keine Abschließungstendenzen auf. Während die Bögen schon leichte Schwellungen besitzen, fehlen die keilförmigen Schaftverbreiterungen.2) Diese Merkmale weisen auf eine Entstehung der Inschrift in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts hin.

Die Fragmente lassen einen Rückschluß auf den ursprünglichen Textverlauf zu, weshalb der Text nicht in der heute sichtbaren Abfolge ediert wurde. Es handelt sich möglicherweise um eine Inschrift in einem elegischen Distichon, von dem sich aber nur der erste Vers, der Hexameter, rekonstruieren läßt; ein Name wie HERIBERTI würde den Anforderungen genügen. Demgegenüber sind die metrische Struktur des zweiten Verses und seine Reime unklar.

Anmerkungen

  1. Der erste Vers ist der Grabinschrift für Beda Venerabilis nachgebildet, wie sie in seiner Vita überliefert ist: „Hac sunt in fossa, Bedae Venerabilis ossa“; vgl. zu den verschiedenen Versionen der Grabinschrift Bedas die Einleitung zu Bede’s Ecclesiastical History of the English People, hg. von B. Colgrave/R. A. B. Mynors, Oxford 1969, lxxiii f.
  2. Vergleichbare Buchstabenformen zeigt etwa die Grabplatte des 1279 verstorbenen Konrad II. Schenk von Erbach, vgl. DI 63 (Odenwaldkreis) Nr. 6 mit Abb. 10 und 11.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 27 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0002701.