Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 25 Niederthalhausen (Ludwigsau), Evangelische Kirche 1. H. 13. Jh.
Beschreibung
Widmung auf einer Glocke im Glockenturm. Die Inschrift läuft auf dem Schlagring um. Weitere Zierelemente sind nicht vorhanden. Als Worttrenner dienen halbkugelige Punkte.
Maße: H. 75, Dm. 69, Bu. 7,5 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
+ S(AN)C(T)Oa) EGIDIO ∙ ET S(AN)C(T)Oa) ∙ SERVATIO
Übersetzung:
Dem heiligen Ägidius und dem heiligen Servatius.
Textkritischer Apparat
- Sao Gipper.
Anmerkungen
- Kramer, Historische Entwicklung 69 f. datiert die Glocke aufgrund ihrer Form auf um 1200.
Nachweise
- Gipper, Unsere Heimatglocken (VI).
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 25 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0002503.
Kommentar
Die Inschrift ist in einer rein kapitalen Version der Majuskel ausgeführt. Die wesentlichen Merkmale, die auf die gotische Majuskel hinweisen, nämlich keilförmige Schaftverbreiterungen, Bogenschwellungen und Abschlußstriche, fehlen. Lediglich das T zeigt eine gewisse Schaftverbereiterung nach unten. Die Sporen an den Schaft- und Balkenenden der Buchstaben sind deutlich ausgeprägt. Das weit geöffnete A ist spitz und trägt einen kurzen Deckstrich. Seine Schäfte sind gleichstrichig. Dies gilt auch für das V. Das E in ET und SERVATIO ist seitenverkehrt ausgeführt. Es handelt sich zwar nicht um Buchstaben aus Wachsfäden, aber auch nicht um solche aus Modeln; vielmehr wurden die Buchstaben mit wenigen Hilfsmitteln aus der Hand geformt. Das völlige Fehlen von Formelementen der gotischen Majuskel sowie von unzialen Buchstaben spricht ebenso wie die Anbringung der Inschrift auf dem Schlagring für eine frühe Entstehung der Glocke, die auf jeden Fall in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegossen wurde, möglicherweise sogar schon in den ersten 20 Jahren des 13. Jahrhunderts.1)