Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 16 Museumslandschaft Hessen Kassel, Hessisches Landesmuseum, aus Heinebach (Alheim) 10.–1. H. 11. Jh.

Beschreibung

Zwei aneinanderpassende Fragmente einer flachen roten Sandsteinplatte mit Inschrift, die 1974 bei den Ausgrabungen auf dem Heineberg im Bereich der abgegangenen Kirche gefunden wurden (Inventar-Nr. 1986/153m). Die Inschrift ist zeilenweise angebracht. Der obere Rand ist erhalten, links und rechts sowie unten fehlt der weitere Text.1)

Maße: H. 33, B. 18,5, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, nachkarolingische.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz; Landesmuseum Kassel (Thomas G. Tempel (Repro)) [1/1]

  1. [– – –]AM[– – –] / [– – –]MIN[– – –] / [– – –]BA[Va) – – –]

Kommentar

Das A ist spitz, und seine Schäfte überschneiden sich in der Spitze, so daß sie darüber ein Dreieck bilden. Der nicht mehr deutlich erkennbare Mittelbalken scheint gebrochen zu sein. Die Bögen des B sind flach und ohne Bogenverstärkung gebildet. Der Mittelteil des mit sehr schräggestellten Schäften gebildeten M reicht fast bis zur Grundlinie. Die Buchstaben sind gleichstrichig ausgeführt, besitzen aber an den Schaftenden deutlich ausgeprägte dreieckige Sporen.

Die Buchstabenformen zeigen viele Übereinstimmungen mit jenen der Memoriensteine des 10. Jahrhunderts aus der Stiftruine in Bad Hersfeld. Ein fast identisches A mit derselben Art von Dreieckssporn an der Spitze zeigt die Inschrift für Hartwin. Der Stein für den Priestermönch Egilhelm weist ein M mit ähnlich schräggestellten Außenschäften und fast bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil auf. Auch die Inschrift auf dem Memorienstein des Priesters Zeizmann zeigt ein ähnlich gebildetes M, dessen Schäfte allerdings nicht ganz so schräg stehen.2) Ein Inschriftenfragment aus Bonn, das in die Zeit von der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts bis in das 11. Jahrhundert datiert wird,3) zeigt ebenfalls ein M mit schrägstehenden Schäften, die allerdings eher dem M auf dem Stein für Zeizmann entsprechen. Vermutlich gehörte die Inschrift also zum ersten Kirchenbau auf dem Heineberg. Die Anfänge der Kirche selbst sind nicht bekannt, doch wurde sie wohl bald nach 1517 aufgegeben.4)

Textkritischer Apparat

  1. Von dem V sind nur noch die oberen Enden der Schäfte zu erkennen.

Anmerkungen

  1. Auf den Stein machte mich freundlicherweise Dr. Klaus Sippel. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Marburg, aufmerksam.
  2. Vgl. Nr. 13; Nr. 4; Nr. 12.
  3. DI 50 (Bonn) Nr. 11.
  4. Sippel, Neue Einzelfunde 301–306.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 16 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0001604.