Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 14 Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 10. Jh.
Beschreibung
Memorienstein des Priesters Gawolf. Der graue Quaderstein ist in der Krypta im östlichen Blendbogen der Südwand in Zweitverwendung (auf dem Kopf stehend) vermauert. Die Inschrift ist in zwei Zeilen angebracht. Als Worttrenner dienen Dreiecke. Auf der linken Seite des Steins ist ein Stück abgebrochen.
Maße: H. 19,5, B. 51, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis, nachkarolingische.
[I]Na) VI ∙ IDVS NOVEM(BRIS) ∙ / GAVVOLFb) P(RESBITER) E(T) M(ONACHVS) OB(IIT) ∙
Übersetzung:
Am 6. Tag vor den Iden des November (8. November) starb Gawolf, Priester und Mönch.
Textkritischer Apparat
- Zur Textergänzung vgl. Nr. 12.
- Das G wurde weder von Meyer und Vonderau noch von Hörle, der ein H las, noch von Bramm erkannt. Der Buchstabe ist zur Hälfte weggebrochen, doch sind der untere Balken und der rechte Schaft des eckigen G noch vorhanden. Aus HAWOLF erwog Schmidt den Namen Richawolf. Nur den Namen Awolf nahm May, Hersfelder Inschriften 28 an.
Anmerkungen
- Scholz, Karolingische Buchstaben passim.
- Sturm, Bau- und Kunstdenkmale der Stadt Fulda 29 mit Abb.
- Vgl. Nr. 4 mit Anm. 11.
- Bei einer Datierung ins 9. Jh. wurde dieser Gedanke schon von Meyer vorgebracht.
Nachweise
- Meyer, Schriftquellen Nr. 1, 3.
- Vonderau, Ausgrabungen 36 mit Abb. XXXVIII.
- Hörle, Lullusgrab 35.
- Großmann, Abteikirche Abb. Taf. 4,2.
- Bramm, HARTVVIN 15.
- Bramm, Inschriftenstein 62.
- „...hawolf (Richawolf ?) 9.–10. Jahrhundert, Hersfeld“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1117> (Stand: 14. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).
- Scholz, Bedeutung und Möglichkeiten 540 m. Abb. 2.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 14 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0001406.
Kommentar
Die Buchstaben der Kapitalis sind im Wesentlichen gleichstrichig ausgeführt. Das A ist spitz, die Balken des E sind gleich lang, der Mittelteil des M reicht fast bis auf die Grundlinie, der Schrägschaft des N ist leicht eingezogen und das O ist nicht kreisrund. Die Sporen an den Schaft- und Balkenenden sind zumeist als Dreiecke ausgeprägt. Die Buchstabenformen der Inschrift entsprechen somit nicht mehr denjenigen entwickelter karolingischer Inschriften zwischen etwa 830 und 8801) und lassen sich im Duktus eher mit der Inschrift des 938 verstorbenen Mönchs Meginbrath in der Krypta der Fuldaer Michaelskirche vergleichen.2) Auch das verwendete Formular, das sich erstmals in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts ohne Verbindung zu einem weiteren Text nachweisen läßt und dann im 10. Jahrhundert häufiger vorkommt, spricht für eine Entstehung der Inschrift im 10. Jahrhundert.3) Nach dem Brand der Hersfelder Kirche 1037 oder 1038 wurde der Stein offenbar beim anschließenden Neubau als Baumaterial verwendet.4)