Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 10† Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 10. Jh.

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Memorienstein eines Unbekannten, dessen Name mit Wize (oder Wise?) beginnt. Der Quader aus wahrscheinlich rotem Sandstein war in einer Mauer der Stiftsruine in Zweitverwendung eingemauert. Der niedrige und breite Stein war erkennbar nur mit einer Zeile beschrieben, wäre also ganz anders als die übrigen Memoriensteine des Stifts konzipiert. Anscheinend gibt es aber Buchstabenreste mindestens in einer zweiten Zeile links. Schriftverlust an den äußeren Kanten. Die Lesbarkeit ist durch das unscharfe Photo beeinträchtigt.

Nach Photo im Nachlaß Otto Bramm.1)

Schriftart(en): Kapitalis, nachkarolingische.

  1. [– – –LI(S)] OB(IIT)a) VVIZ[E– – – / – – –]

Kommentar

Die Beschriftung folgt dem Muster der anderen Memoriensteine, insoweit das Nekrologformular benutzt wurde. Ob noch Titel angefügt waren, wie das ebenfalls bei den meisten Steinen dieser Art der Fall war, läßt sich nicht absichern. Man glaubt unter dem Monatsnamen ein O zu erkennen. Trotz aller Mängel der Überlieferung ist der Stein eindeutig dem kleinen Corpus der Hersfelder Memoriensteine zuzuweisen, da die beiden V noch nicht zum W verschränkt sind, wie das etwa schon bei der Willigis-Tür vor 1009 in Mainz vorkommt, nicht jedoch beim 980 hergestellten Petrus-Stab in Trier,2) und die wenigen paläographischen Details dem nicht widersprechen. Auch die eigenwillige Kürzung des OBIIT ist so früh. Den Monatsnamen wird man aus der Anschauung nicht erfahren können; die Abkürzung ist nicht eindeutig genug, um zwischen April und Juli zu unterscheiden.

Der Namensteil Wize(…) oder Wise(…) – das S wird gelegentlich als Z oder retrogrades Z geschrieben – führt häufig zum Namen Wiserich (aus Wisurich), ist aber in der Umgebung Hersfelds nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Diese Kürzung auch beim Stein des Gawolf (Nr. 14) benutzt.

Anmerkungen

  1. Im StA Bad Hersfeld die Diakassette Bramm B, Dia 26, freundlicherweise von Herrn Gerhard Kraft in digitaler Form zugänglich gemacht.
  2. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 5; DI 70 (Trier I) Nr. 53.
Addenda & Corrigenda (Stand: 18. Juli 2022):

Hinweis zum Kommentar: Beachte den Grabstein des Mönchs Wiserich im Benediktinerkloster St. Matthias zu Trier, datiert 4.V. 10.–A. 11. Jh., vgl. DI 70 (Trier I) Nr. 63.

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 10† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0001000.