Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 226 Bensheim, Friedhofskirche 1618

Beschreibung

Gedenkinschrift für Hans Grunauer und seine Frau. Die rechteckige Tafel aus grauem Sandstein ist außen in der Westwand über dem Eingang eingemauert. Im oberen Teil befindet sich ein vierzeiliger Bibelspruch (A). Dann folgt in der Mitte unter einer Rosette ein Allianzwappen. Es wird auf beiden Seiten von einer dreizeiligen Inschrift flankiert, welche die Namen und das Datum enthält (B). Zwischen den Wappen befindet sich ein Steinmetzzeichen (Nr. 21). Die Ausmalung der Buchstaben ist neu.

Schriftart(en): Fraktur (A, B). Kapitalis (A, B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    Dan vnser keiner lebt im selber keiner stirbt / ihm selber, leben wir so leben wir dem hern, sterben / wir so sterben wir dem herrn, darumb wir leben / oder sterben so sindt wir des herrn · RÖM · 14 Cap.1)

  2. B

    Hanß Grunawer / itziger Zeidt der / Stadt baumeÿster // Anna heckmänin · / ANNO DOMINI / · 1618 ·

Wappen:
Grunauer (Baum, an dem Stamm zwei gekreuzte Gerbereisen, oben die Initialen H und G); Heckmann (Winzermesser, flankiert von den Initialen A und H).

Kommentar

In den Jahren 1616-1618 errichtete die Stadt eine neue Friedhofskirche.2) Die maßgeblich an dem Bau beteiligten Personen ließen für sich in den Außenwänden Gedenktafeln anbringen.3) Da es sich um eine Friedhofskirche handelte, wurden mit einer Ausnahme4) nur Sprüche und Bibelzitate gewählt, die sich mit dem Tod befassen. Die Inschriftentafeln zeigen im Schriftduktus (z.B. Wechsel zwischen Fraktur und Kapitalis) und bei der Gestaltung der Wappen, abgesehen von Nr. 231, große Ähnlichkeiten. Möglicherweise wurden sie alle in derselben Werkstatt gefertigt.

Hans Grunauer gehörte seit 1615 dem Rat der Stadt Bensheim an, den er 1626 verlassen mußte, weil er sich weigerte, katholisch zu werden.5) Als Stadtbaumeister war er für die verwaltungstechnische und finanzielle Seite der Unterhaltung und Neuanlage von städtischen Bauten verantwortlich.6) In dieser Funktion war er unmittelbar an dem Bau der Friedhofskirche beteiligt, woran die Inschrift erinnern soll.

Anmerkungen

  1. Rö. 14,7.
  2. Einsingbach, Kdm. 80; Hellriegel 16f.
  3. Vgl. dazu die folgenden Nummern.
  4. Nr. 231.
  5. Henkelmann, Bensheim 185f.
  6. Vgl. Henkelmann, Bensheim 114f.

Nachweise

  1. Dammann, Kdm. 74.
  2. Hellriegel, Bensheim 20.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 226 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0022605.