Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 198† Hirschhorn, Karmeliterkirche (1466)/2.H.16.Jh.

Beschreibung

Gedenkinschrift auf dem Totenschild für Caspar von Hirschhorn. Der Schild hing früher im Chor nahe bei der Sakristei.1)

Nach Milendunck.

  1. annoa) 1467 fer(ia) 4 post viti hora 9 vel quasi noctis viam transivit universae carnis Caspar de Hirschhorn armiger

Übersetzung:

Im Jahr 1467, am Mittwoch nach Vitus (17. Juni), zur neunten Stunde oder gleichsam des Nachts überschritt der Knappe Caspar von Hirschhorn den Weg alles Vergänglichen.

Wappen:
Hirschhorn.

Kommentar

Inschriften mit Angabe der Todesstunde findet man in der Neckargegend und in den angrenzenden Gebieten erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.2) Der Totenschild für Kaspar entstand somit vermutlich erst nach 1550. Hans IX., dessen Urgroßvater Caspar war,3) bemühte sich im Jahr 1561 durch die Aufstellung von Epitaphien für seinen Vater und seinen Onkel offensichtlich um eine Vervollständigung der Grablege.4) Da die Grabplatte für Caspar aufgrund der vielen Steinmetzfehler wenig repräsentativ ist,5) ließ Hans möglicherweise für seinen Urgroßvater einen Totenschild herstellen.

Eine andere Möglichkeit ist, daß die Platte Caspars aus Platzgründen in die Gruft der Annakapelle gebracht wurde. Die Gruft wurde wahrscheinlich von Maria von Hatzfeld in den letzten zwanzig Jahren des 16. Jahrhunderts während der Umgestaltung des Inneren der Karmeliterkirche angelegt.6) Der Totenschild könnte als Ersatz für die nun nicht mehr sichtbare Platte gedient haben.

Die Grabplatte Caspars nennt als dessen Todesdatum den 17. Mai 1466.7) Sein Anniversar ist im Seelbuch ohne Jahresangabe zum 8. Juni eingetragen.8) Wie die abweichende Jahres- und Tagesangabe auf dem Totenschild zustande kam, ist unklar. Aus der Nennung der Todeszeit (hora 9) kann man aber entnehmen, daß die unterschiedlichen Daten nicht nur auf einer Verlesung der Grabinschrift beruhen können. Es muß noch mindestens eine weitere Quelle benutzt worden sein, die eine Angabe zur Todeszeit enthielt. Vielleicht stammen aus jener Quelle auch die übrigen abweichenden Daten.

Textkritischer Apparat

  1. Milendunck schreibt hoc anno ... Das hoc gehört jedoch nicht zu der Inschrift, sondern bezieht sich auf die vorher geschilderten Ereignisse des Jahres 1467.

Anmerkungen

  1. Milendunck: „Sic habet tabula cum armis ipsius appensa in choro pane sacristiam“.
  2. Vgl. als regional früheste Belege DI 25 (Ludwigsburg) Nr. 282† (1548); DI 16 (Rhein-Neckar Kreis) Nr. 280 (1563); DI 12 (Heidelberg) Nr. 324 (1572); DI 29 (Worms) Nr. 521 (1583); DI 23 (Oppenheim) Nr. 192† (1585).
  3. Vgl. Lohmann, Hirschhorn Taf. 1 u. 2.
  4. Vgl. Nr. 145 und Nr. 146.
  5. Vgl. Nr. 60.
  6. Jahresbericht der Denkmalpflege 1908-1911 II, 110.
  7. Vgl. Nr. 60.
  8. Ersheimer Seelbuch fol. 11v zu vi idus iunii.

Nachweise

  1. Milendunck, Historiae fol. 570v.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 198† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0019800.