Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 186 Neckarsteinach, Evangelische Kirche 1592

Beschreibung

Kenotaph des Hans Friedrich Landschad an der Nordwand des Langhauses. Das als Ölmalerei auf Holz ausgeführte Denkmal zeigt Christus am Kreuz, vor dem betend ein junger Mann kniet. Rechts von ihm steht sein Pferd. Den Hintergrund bilden die Ansicht einer Stadt und eines Waldes. Am Kreuz ist ein Titulus (B) angebracht. Im Giebel des Kenotaphs befindet sich ein Wappenmedaillon. In den vier Ecken des Bildes ist jeweils ein Vollwappen dargestellt. Unter dem Bild ist eine achtzeilige Gedenkinschrift (A) aufgemalt.

Maße: H. 162, B. 111, Bu. 1,3-3 cm (Versalien).

Schriftart(en): Fraktur (A); Kapitalis (A/B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    Hans Fridirich Landschadt von Steinach Hanns Ulrichs ölster Son ward geborn Zu Steinach anno 1573a) den 2 Jainiarÿ · / Ein frumer Gottsförchtiger Jüngling alsz der von seinem Vatter gen Straßburg Zur schulen gethan vnnd sich in seinem STUDŸS / gehorsam gegen seinen Elttern PRECEPTORIBUS vnnd andern auch sonsten in allen Adelichen Thugenden also erwisen · / da er durch die Classes kom(m)en und menigklich mit ime Zufriden und ein guete Hoffnung von im Zu haben Ist er An(n)o 1592 / den 18 ieunÿ (als die Statt Straßburg mit dem Hörtzog von Lottringen kriegt) mit andern Jungen herrn und vom Adell · / etliche khnecht mustern Zu sehen auff S. Stephans blatz gangen vnd alda durch einen Becken buben mit eines mußquetierers · / Rohr enngeferdt Ieinerlichb) erschossen vnd nachmals daselbsten auff der begrebnus Zur Korbau Zur Erden bestattet worden · / Gott wölle Ime Vnd vnns Allen ein Fröliche Aufferstehung vorleihen Amen ·

  2. B

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)

Wappen:
Landschaden von Steinach; Landschaden von Steinach, Erligheim; Ratzeburg, Bühel.1)

Kommentar

Hans Friedrich Landschad war ein Sohn des Hans Ulrich Landschad und der Walburg von Ratzeburg.2) Das angegebene Geburtsdatum deckt sich mit den von Hans Ulrich in seinen „Aufzeichnungen“ überlieferten Angaben.3) Hans Friedrich wurde also im Alter von zwanzig Jahren erschossen. Der Unglücksfall ereignete sich vor dem Hintergrund des Straßburger Bischofskrieges, der durch die Doppelwahl des protestantischen Johann Georg von Brandenburg und des katholischen Herzogs und Kardinals Karl von Lothringen zu Bischöfen von Straßburg 1592 ausgelöst wurde.4) Hans Friedrichs Kenotaph wurde wahrscheinlich von seinem Vater in Auftrag gegeben, der auch den Text dazu verfaßt haben könnte.5) Hans Ulrich ist auch der mutmaßliche Verfasser von drei weiteren Epitaphien, die allerdings sehr wenig Ähnlichkeit mit dem hier besprochenen aufweisen, da sie alle gereimte Inschriften tragen und aus Stein sind. Einen Hinweis auf die Verfasserschaft des Hans Ulrich könnte man aber in der relativ ausführlichen Darstellung des Lebenslaufes sehen, die auch in der Inschrift für Hans III. breiten Raum einnimmt.6)

Textkritischer Apparat

  1. 1575 Wickenburg.
  2. Der Befund Ieinerlich ist eindeutig; Jemmerlich Wickenburg; Jemerlich Inschriften Neckarsteinach und Möller/Krauß.

Anmerkungen

  1. Vgl. Möller/Krauß 102.
  2. Irschlinger, Landschaden Taf. 3.
  3. Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 258).
  4. Vgl. dazu A. Meister, Der Straßburger Kapitelstreit, 1899.
  5. Diese Vermutung, die sich freilich nicht beweisen läßt, schon bei Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 258, Anm. 6). Zu Hans Ulrich vgl. Nr. 192.
  6. Zu Hans III. vgl. Nr. 160. Zu den beiden anderen Epitaphien vgl. Nr. 159 und Nr. 192.

Nachweise

  1. Wickenburg II 263/3.
  2. Inschriften Neckarsteinach 53.
  3. Möller/Krauß, Neckarsteinach 102.
  4. Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 258, Anm. 6).
  5. Siebeck, Inschriften 51.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 186 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0018601.