Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 172 Neckarsteinach, Evangelische Kirche 1583

Beschreibung

Epitaph für Hans Bleickard I. Landschad. Die Tafel aus Sandstein hängt heute an der Nordwand des Langhauses. Der Aufsatz trägt ein Vollwappen in einem Rollwerkmedaillon, das von Masken und Früchten flankiert wird. Am Fries sind als Meistersignatur die Buchstaben H und F angebracht. Darunter folgt eine Schrifttafel mit der 16zeiligen, vorlinierten Inschrift. Die letzte Zeile ist abgesetzt. Die rahmenden Pilaster tragen jeweils vier Wappen. Die Konsole wird von einem kleinen Medaillon mit einer Maske gebildet, das von floraler Ornamentik und Rollwerk umgeben ist. Die Marmorierung ist aufgemalt.

Maße: H. 210, B. 98, Bu. 3,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. ANNO · DOMINI · LXXXIIIa) / DEN · XIII · TAG · MARTŸ / ZWISCHEN · XI · VND · XII / VHR · STARB · DER · EDEL · / VND · ERNVEST · HANS · PLEI=/CKART · LANDSCHAD · VON · VND / ZV · STAINACH · VND · AICHOLS=/HEIM · CHVRF(ÜRSTLICHER) PFALTZ · IN · / DIE · XXXX · IAHR · LANG · GE=/WESENER · MARSCHALCK · / VND · GROSHOFMEISTER · DESE(N) / SELE · CHRISTVS · DER · HERR · IN · / EWIGKEIT · PFLEGEN · VND · IHM / MIT · ALLEN · AVSERWELTEN · EIN · / FRÖLICHE · VFERSTENDNVS · VER=//LEIHEN · WOLLE ·

Wappen:
Landschaden von Steinach; Landschaden von Steinach, Helmstatt, Weingarten, Sachsenheim; Fleckenstein, Andlau, Ratsamhausen, Ramstein.1)

Kommentar

Hans Bleickard I. war ein Sohn Hans‘ III. Landschad von Steinach und Margaretes von Fleckenstein.2) Er war mit Anna Elisabeth von Helmstatt verheiratet.3) Hans Bleickard war zunächst in speyerischen Diensten Vogt am Bruhrain und dann in pfälzischen Diensten Vogt zu Heidelberg. Als pfalzgräflicher Marschall ist er seit 1545 nachweisbar. Später übernahm er auch das Amt des Großhofmeisters.4)

Das A der verwendeten Kapitalis ist spitz, die Bögen des B berühren sich nicht, das M ist mit kurzem Mittelteil gebildet, und beim R setzt die Cauda an der Haste unterhalb des Bogens an. Genau dieselben Schriftmerkmale weisen die Inschriften für seine Frau Anna Elisabeth (†1590)5) und für seine Söhne Eberhard (†1584) und Hans Philipp (†1592) auf.6) Eine weitere Übereinstimmung zwischen den vier Inschriften zeigt sich in der konsequenten Auslassung der Tausender und Hunderter bei der Jahresangabe sowie in der Verwendung desselben Formulars mit einer stets gleichen Fürbittformel. Das Epitaph Hans Bleickards ist vom Aufbau her mit dem seiner Frau identisch. Auch die Epitaphien seiner Söhne zeigen einen ähnlichen Aufbau, der jedoch einfacher und handwerklich weniger qualitätvoll ist. Beim Aufsatz ist auf die reiche Ornamentik verzichtet worden, die Pilaster tragen nur eine Vierer-Ahnenprobe, und die abschließende Konsole fehlt. Obwohl alle vier Denkmäler die Signatur HF tragen, sind wohl nur die Epitaphien für Hans Bleickard I. und seine Frau vom Meister selbst gemacht worden. Die Epitaphien für die beiden Söhne wurden von Mitarbeitern seiner Werkstatt ausgeführt.

Textkritischer Apparat

  1. Die Angabe des Jahrhunderts fehlt.

Anmerkungen

  1. Nach Möller/Krauß 98, Anm. und 101 sind die Wappen Weingarten und Sachsenheim in der Reihenfolge vertauscht.
  2. Irschlinger, Landschaden Taf. 3; vgl. Nr. 160.
  3. Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 254). Zu ihr vgl. Nr. 184.
  4. Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 254f.); vgl. Langendörfer, Landschaden 48-51 u. 68; Krebs, Dienerbücher Bistum Speyer Nr. 1010.
  5. Vgl. Nr. 184.
  6. Vgl. Nr. 175 und Nr. 187.

Nachweise

  1. Wickenburg II 266.
  2. Inschriften Neckarsteinach 51.
  3. Möller/Krauß, Neckarsteinach 101.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 172 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0017202.