Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 132 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1549

Beschreibung

Grabplatte des Karmelitermönchs und Priesters Sebastian Felbaum. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute an der Nordwand der Annakapelle. Die Inschrift läuft auf dem Rand zwischen Linien um. Die Tagesdatierung ist im Feld unter der Jahresangabe angebracht. Darunter ist in einer Kielbogennische ein Kelch mit einer Hostie dargestellt, die ein eingeritztes Kreuz zeigt. Im unteren Teil des Feldes befindet sich die Inschrift einer Zweitverwendung.1) Der obere Rand der Platte ist verputzt, und die Buchstaben sind teilweise nachgezogen. Die untere Leiste und das Feld sind stark abgetreten.

Maße: H. 180, B. 92,5, Bu. 7,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. An(n)o d(omi)ni · 1 · 5 · 4 9 · / Assu(m)ptio(n)is mariea) / Obiit · ve(nerabi)lis Pater · Sebastianus felbaumb) · de · / [Neut]zenc) · quo(n)dam · / lector · h(uius) · conue(n)t(us) · c(uius) a(n)i(m)a · req(ui)esc(a)t · i(n) · pace · /

Übersetzung:

Im Jahre des Herren 1549, an Mariä Himmelfahrt (15. Aug.), starb der ehrwürdige Vater Sebastian Felbaum aus ..., einst Lektor dieses Konvents, dessen Seele in Frieden ruhen möge.

Kommentar

Sebastian Felbaum ist von 1510-1512 und 1523 an der Universität Köln nachweisbar.2) Nach dem Tod des Priors Petrus Fabi von Biblis 1542 übernahm Sebastian als Lektor die Vertretung des Konvents. In dieser Zeit geriet das Kloster in eine schwierige Lage, da der lutherische Hans IX. von Hirschhorn die Visitation des Klosters durch den Provinzial Eberhard Billick verhinderte und sich der Einsetzung eines neuen Priors widersetzte. Außerdem untersagte er die Abhaltung katholischer Gottesdienste, verbot den Mönchen, den Ordenshabit zu tragen und neue Brüder in die Gemeinschaft aufzunehmen.3) So blieben nur noch drei Mönche in dem Kloster: der Lektor Sebastian Felbaum, der Prokurator Johannes Entzberger von Wimpfen4) und Petrus Caprius dictus Rauch, der die Stelle des Priors verwaltete.5) Sebastian starb 1549 und wurde im Chor der Karmeliterklosterkirche unterhalb des Grabmals für Hans V. von Hirschhorn und dessen Sohn Philipp begraben.6)

Textkritischer Apparat

  1. Assumptionis marie steht zwischen Linien im Feld unter der Jahresangabe.
  2. Sic! Milendunck, Historiae fol. 575r u. fol. 579r nennt ihn Selbron, Einsingbach, Kdm. 259 gibt als Namen Sebastian Selbrunn an.
  3. Die ersten Buchstaben sind nicht eindeutig zu lesen. Der Ort ist nicht identifizierbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 249.
  2. Lickteig, German Carmelites 464.
  3. Milendunck, Historiae fol. 575r-v; vgl. Postina, Eberhard Billick 32.
  4. Zu diesem vgl. Nr. 149f.
  5. Milendunck, Historiae fol. 575r-v; vgl. auch Einsingbach, Kdm. 248.
  6. Milendunck, Historiae fol. 579r.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 132 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0013204.