Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 114 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1522

Beschreibung

Grabplatte Philipps II. von Hirschhorn. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute an der Westwand unter der Empore. Im Feld steht in flachem Relief der Verstorbene in Rüstung auf einem Hund. Der Helm liegt links neben seinen Füßen. In der linken Hand hält Philipp einen Rosenkranz, während die Rechte auf dem Schwert ruht. Neben dem Kopf der Figur befindet sich auf beiden Seiten je ein Wappen. Die Umrahmung wird von einfachem Astwerk gebildet. Die Inschrift läuft auf dem Rand zwischen Linien um und weist besonders auf der rechten Leiste Beschädigungen auf.

Maße: H. 218, B. 108, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. An(n)o · D(omi)ni · xvc · xxii · vff · de(n) / xvi · tag · des · de[ce(m)b(ris)a) · st]arbb) · Der · Edel · vnd · Ernvest · philips / · Vom · hirshorn · des / · sel · Got · gnedig · Vnd · barmherczik · sey · ame(n) ·

Wappen:
Hirschhorn; Bock von Gerstheim.

Kommentar

Philipp II. wurde am 19. August 1483 als zweiter Sohn Hans‘ VIII. von Hirschhorn und Irmgarts von Handschuhsheim geboren.1) Er heiratete 1511 Apollonia Bock von Gerstheim, die Tochter des aus dem Elsaß stammenden Ritters Johann Bock.2) Ein besonderes Dienstverhältnis ist für ihn nicht nachweisbar. Mit seinen Brüdern Engelhard und Georg3) ließ er die Kapelle in Ersheim um einen gotischen Chor erweitern.4) Philipp war der letzte Hirschhorner, der als Katholik starb. Seine Brüder wandten sich der Lehre Luthers zu.5)

Die Minuskel ist mit Zierelementen versehen. Von den Versalien sind A, D und G aus der gotischen Majuskel hergeleitet, während das Vnd ein V der Kapitalis aufweist. Das E ist einem kapitalen E ähnlich, doch steht es auf der Zeilenmitte, und der untere Balken ist in einem weiten Bogen rückwärts bis zur Höhe des Mittelbalken ausgezogen. Das E greift damit Tendenzen der schreibschriftlichen Frakturversalien auf.

Der Stein ist eindeutig als Grabplatte konzipiert, doch bereits Milendunck hat ihn an der Nordwand aufgestellt gesehen.6) Möglicherweise ist er dort 1561 aufgestellt worden, als Hans IX. für die Brüder Philipps zwei Epitaphien errichten ließ.7)

Textkritischer Apparat

  1. Die unteren Teile der Hasten sind noch sichtbar.
  2. Dieses Datum auch bei Milendunck, Historiae fol. 574r.; auf den XVI JAN. ist gestorben Wickenburg; 16. März Ritsert, Hirschhorn 157; so auch Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXI.

Anmerkungen

  1. Ritsert, Hirschhorn 156; Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXIV.
  2. Lohmann, Hirschhorn 70.
  3. Zu ihnen vgl. Nr. 145 und Nr. 146.
  4. Irschlinger, Herren von Hirschhorn 20; vgl. dazu Nr. 106.
  5. Milendunck, Historiae fol. 574v.
  6. Ebd.
  7. Vgl. Anm. 3.

Nachweise

  1. Wickenburg II 86.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 114 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0011406.