Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 67 Hirschhorn, Ersheimer Kapelle 1482
Beschreibung
Grabplatte des Priesters Jakobus Eselknecht. Die aus rotem Sandstein gefertigte Platte ist heute außen an der Westwand der Sakristei angebracht. Die Inschrift läuft außen auf dem Rand um und setzt sich im Feld fort. Oben im Feld befindet sich in aufgetragenem Relief ein Kelch mit einer Hostie. Auf der rechten Seite ist die Schriftleiste an einer Stelle stark beschädigt, wodurch drei Buchstaben kaum noch zu erkennen sind.
Maße: H. 180, B. 95, Bu. 10-11 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
Anno du(mini)a) Mo cccc / lxxxiinatureb) iaco[bvs]c) p(er)solui fata m(a)g(iste)r /altera hv(n)c iacobi / lvx capit hvt sepelitd)eselknecht dict(us) Chr(ist)ie) / g(r)egisf) en ego / custos /lectorisg) dvlci iam frvar oro1) / prece2)
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1482 erfüllte ich, Magister Jakobus, das Gesetz der Natur. Ein anderes Leben nimmt diesen (Sohn) Jakobs auf, (und) Hut begräbt ihn. Siehe, ich, der Wächter der Herde Christi, Eselknecht genannt, erflehe, daß ich schon jetzt die süße Bitte des Lesers genießen möge.
Versmaß: Zwei Distichen.
Textkritischer Apparat
- Sic!
- Das e ist vom r kaum zu unterscheiden.
- Der untere Teil der letzten drei Buchstaben ist noch zu erkennen.
- Das erste e trägt einen t-Strich.
- Griechische Buchstaben mit Kürzungsstrich.
- Das e ist klein und hochgestellt zwischen die beiden g eingefügt.
- c mit t-Strich.
Anmerkungen
- Endsilbenkürzung.
- Entscheidende Hinweise zur Lesung des Textes gab Herr Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz.
- Ersheimer Seelbuch fol. 13v zu viii idus iulii.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 67 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0006709.
Kommentar
Die verwendete Minuskel zeigt einige Besonderheiten, welche die Lesung erschweren. Oberlängen sind überhaupt nicht ausgeprägt, was die Unterscheidung zwischen e und s an einigen Stellen fast unmöglich macht. Zudem ist die linke Haste des h kürzer als die rechte, und das l ist außer in lectoris kürzer als das i. Bei u und v steht die rechte Haste stets schräg, i-Punkte sind nur unregelmäßig gesetzt. Die Buchstaben sind sehr ungleichmäßig gehauen und stehen nicht auf einer Linie.
Das Formular ist ungewöhnlich. Die Verknüpfung der „Anno domini“-Formel mit elegischen Distichen ist selten und mit ein Grund für die gewundene Sprache der Inschrift. Auch die Nennung desjenigen, der für die Beerdigung gesorgt hat, und die Bitte um das Gebet des Lesers kommen auf Grabplatten aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts kaum vor.
Jakobus Eselknecht war Pfarrer in Ersheim. Sein Anniversar wurde am 8. Juli gehalten.3) Ein zusätzlicher Sterbeeintrag existiert nicht, so daß der Todestag unsicher bleibt.