Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 247 Bensheim, Friedhofskirche 1637
Beschreibung
Epitaph eines Kindes. Das Epitaph aus gelbem Sandstein befindet sich heute außen in der Westwand. Es besteht aus einer Platte mit einem halbrunden Aufsatz. Die Felder des Aufsatzes und der Platte sind eingetieft. Die Grabschrift (A) beginnt auf dem Halbrund des Aufsatzes, setzt sich in dessen Feld und auf dem oberen Rand der Platte fort und endet im Feld der Platte. Direkt darunter beginnt eine Bibelparaphrase (B), deren Zeilen fast alle auf dem äußersten linken Rand der Platte anfangen und auf dem äußersten rechten Rand enden. Unten im Feld schließt daran die Stifterinschrift (C) unmittelbar an. Der Text der Inschriften ist in scriptura continua geschrieben. Die Form und die Anordnung der flach eingehauenen Buchstaben ist ungleichmäßig. Sie sind in neuerer Zeit schwarz ausgemalt worden. Im unteren Teil des Steins ist die Oberfläche teilweise abgeplatzt, so daß die letzten Zeilen völlig verstümmelt worden sind.
Maße: H. 140, B. 52, Bu. 2-3,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
VF MITTWOCH DEN 27 SEPTEMBRIS 1637 / IST DIESES / KNABLEIN IOH/ANES MORGENS ZWI/SCHEN 2 VND 3 VHREN / SELIGLICH IN GOTT VERSCHI/EDEN DEREN SEEL GOTT GEWEIT / WELCHER GEBOREN VND GETAVFT / WORDEN VF IOHANNIS BA/TISTAE ANNO 1627
- B
ALLES FLEISCH IST HEW / SPRICHT ESAIAS1)DAS IST ALLE / MENSCHEN SEIND WIE / GRASWIE LIEN VND / ROSEN SCHONDIE AVF / DEM FELD STEHENEIN / EDLEN GERVCH GEBEN / VON SICHVND LVST DA / HABEN MENNIGLICH /DIE EIN HITZ ODER FROST / ANGEHETVERWELCKEN / VND VERDORREN SIE / BALDVERLIREN SCHONHEIT / [V]ND GESTALTMIT DEN / [M]ENSCHEN IST ES AVCH Aa) ALS
- C
DIESE GRABSCHRIFFT HAT / [HAN]S HOLLS EIN BVRGER / V[N]D FVHRMAN IN E[S]TW[EGE] / SEINEM LIEBEN PFE[TT]E[R SE/LIG]EN ZV LET[ZTER EHR / VND] GEDEC[HNVS MACHE/N VND VER.../S] FE[RTIGEN LA....b)/N ANNO 1..7]c)
Versmaß: Deutsche Reime (B).
Textkritischer Apparat
- Das A ist wohl versehentlich zweimal gehauen worden.
- Die Lücken in (C) wurden nach einer älteren Abschrift von Herrn Martin Hellriegel, Bensheim, ergänzt, dem ich für die zur Verfügung gestellte Abschrift herzlich danke.
- Die letzte Zeile ist nach der Auskunft von Herrn Hellriegel auf einem alten Photo noch zu lesen.
Anmerkungen
- Jes. 40,6-8. Es handelt sich um eine Paraphrase mit einer Interpretation, die auf 1 Pe. 1,24 und Jak. 1,10-11 basiert.
- Im Jahr 1635 grassierte an der Bergstraße die Pest, vgl. Nr. 244, Anm. 4.
Nachweise
- M. Hellriegel, Abschrift des Epitaphs (in Privatbesitz).
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 247 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0024707.
Kommentar
Das Epitaph des Johannes wurde von seinem Vetter Hans Holls in Auftrag gegeben. Dies deutet darauf hin, daß Hans Holls entweder eine besondere Beziehung zu dem jungen Johannes hatte, oder das seine Eltern bereits verstorben waren.2)