Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 157 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1569

Beschreibung

Epitaph des Ritters Hans IX. von Hirschhorn. Das aus gelblichgrauem Sandstein gefertigte Epitaph befindet sich heute an der Nordwand des Langhauses. Unter einem Architekturrahmen steht frontal die vollplastische Figur Hans‘ IX. in Rüstung ohne Helm. Das Gesicht ist beschädigt, die linke Hand ist abgebrochen, die rechte ruht am Dolch. Zu Füßen des Ritters kauert ein Löwe. Auf den mit Ranken verzierten Pilastern befinden sich je zwei Vollwappen. Am Gesims ist eine einzeilige Inschrift (A) angebracht, die das Geburtsjahr nennt. Auf der Rollwerktafel darunter befindet sich die sechszeilige Grabinschrift (B), deren letzte drei Zeilen nicht mehr zu lesen sind.

Maße: H. 233, B. 120, Bu. 4,2-5,5 (A), 3,5-6 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    An(n)o · 10 · Vff · petri · (et) · pauli · Ist · gebor(n) · Der · Edel · vnd Er(n)u(e)st Hans Vo(m) vnd · zu(m) · Hirszhor(n)a)

  2. B

    AN(N)O · D(OMI)NI · 15 · 6 · 9 · DEN ACHTEN / FEB(R)VARII STARB DER · EDEL · VND · / EHR(N)FEST HANS · VOM · VND / [ZVM HIRSCHORN DES SELE GOTT GNEDIG SEY VND EIN EWIGES LEBEN GEBEN WOLLE AMEN]b)

Wappen:
Hirschhorn, Helmstatt; Venningen, Handschuhsheim.

Kommentar

Hans IX. war ein Sohn Engelhards III. von Hirschhorn und Margaretes von Venningen. Er heiratete Anna, die Tochter Bernhards I. Göler von Ravensburg.1) Dienstverhältnisse sind für ihn nicht nachweisbar. Unter ihm erreichte die herrschaftliche Durchdringung des hirschhornischen Territoriums ihren Höhepunkt.2) Er verschärfte auch den Kampf gegen die Karmeliter. Im Jahr 1543 verweigerte er dem Karmeliterprovinzial Eberhard Billick die Visitation des Klosters und widersetzte sich der Einsetzung eines neuen Priors. 1546 beschlagnahmte Hans IX. etliche kostbare Kirchengeräte des Klosters.3) Die Auseinandersetzung endete 1568 mit der Vertreibung des letzten Karmelitermönchs Petrus Caprius dictus Rauch.4)

Textkritischer Apparat

  1. Diese Inschrift fehlt bei Wickenburg, Klump und Siebeck.
  2. Ergänzt nach Wickenburg, dessen Lesungen allerdings vor allem in bezug auf formelhafte Wendungen unzuverlässig sind.

Anmerkungen

  1. Lohmann 72 u. Taf. 2; zu Anna vgl. Nr. 152.
  2. Dazu ausführlich Lohmann 211ff. und Irschlinger, Herren von Hirschhorn 22.
  3. Milendunck, Historiae fol. 575r-576r.; vgl. Postina, Eberhard Billick 32, 115, 200 Nr. 114, 202 Nr. 121.
  4. Milendunck, Historiae fol. 579r.

Nachweise

  1. Wickenburg II 84.
  2. Ritsert, Hirschhorn 158f.
  3. Klump, Hauptmomente 37.
  4. Siebeck, Inschriften 26.
  5. Lohmann, Hirschhorn 522f., Anm. 6 u. 7 zu Generation X.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 157 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0015708.